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Kalifornien

Dienstag 01.05.18
Alles wird ins Auto gepackt. Die elektronischen Schlüssel geben wir an der Rezeption ab. Mit grösster Wahrscheinlichkeit werden wir nie mehr im Golden Nugget übernachten. Zu vieles hat bei diesem und dem letzten Aufenthalt nicht (mehr) gepasst. Von der mangelnden Hilfsbereitschaft des Personals beim Einchecken bis zur schlechten Reinigung des Zimmers und der Gänge. Kleines Beispiel gefällig? Im Gang, der zu den Zimmer führt, lang an einem Morgen ein Q-Tip am Boden. Ob gebraucht oder nicht spielt gar keine Rolle. Die Zimmermädchen fahren den ganzen Tag mit ihren Wägelchen von einem Zimmer zum anderen. Niemand hat sich gebückt um das Stäbchen vom Boden aufzulesen. Am nächsten Morgen werfen wir einen Blick auf den abgewetzten Teppich im Gang. Noch immer liegt der Q-Tip an derselben Stelle. Am dritten Tag - gleicher Ort, gleiches Bild. Erst am Abend des vierten Tages hat endlich jemand das Stäbchen entfernt. Wir haben nicht gesehen wer und wann sich jemand dies "Mühe" gemacht hat. Überaschen würde es mich nicht, wenn es ein Hotelgast gewesen wäre der gefunden hat, genug ist genug.
GPS-Lisi ist programmiert um uns zu Madeleine in Bullhead City zu führen. Wir sind zeitlich bestens organisiert und haben genügend Reserve um vor dem vereinbarten Termin noch aufzutanken. Dies ist quasi ein Muss. Erstens haben wir fast 300 Meilen zu fahren und zweitens ist der Benzinpreis in Bullhead City um einiges tiefer als in Kalifornien. GPS-Lisi meldet "Ankunft". Ich aber fahre am Hause von Madeleine vorbei. Irgendwie habe ich das Haus anders in Erinnerung. OK, schnell wenden und zurück und dann steht da auch Madeleine die uns zuwinkt. Unsere zwei Koffer deponieren wir bei Madeleine in der Garage, da wir diese in Kalifornien nicht benötigen werden. Wir wollten um 9 Uhr bei Madeleine abfahren und pünktlich wie die SBB schaffen wir das auch. Madeleine gibt vom Rücksitz aus Ratschläge welcher Weg der Beste sei um nicht bis nach Needles fahren zu müssen. Zum Glück decken sich diese Ratschläge mit denen von GPS-Lisi. Sobald wir die I-40 erreicht haben stelle ich den Tempomat ein. Nun fahren wir Meile um Meile mit demselben Tempo Richtung Barstow. Zu Beginn der Fahrt wurde noch intensiv geplaudert, nun aber ist es ruhig geworden im Auto. Madeleine strickt einen Pullover und Anita hat die Augen geschlossen. Nach zwei Stunden Fahrt legen wir eine kleine Pause ein. Bei dieser Ausfahrt (Crucero Rd) ist eine kleine Tankstelle und ein Dairy Queen. Zeit um die Beine zu vertreten, ein Kaffee zu trinken und eine Zigarette zu rauchen (gilt nur für die Raucher unter uns). Wie wir schon oft feststellen konnten ist es sehr windig an diesem Ort. Vor drei Jahren sahen wir auf dem Highway einen LKW auf der Seite liegen, der einfach vom Winde seitlich getroffen wurde. Wir befinden uns in einer Stein- und Sandwüste und entsprechend viel Sand wirbelt durch die Luft. Es ist besser den Kaffee aus einem geschlossenen Becher zu trinken. Ansonsten ist der Kaffeerest nicht bloss mit Kaffeesatz durchmisch sondern auch mit feinen Sandkörner. Wir bleiben auch nicht lange hier. Nach 15 Minuten Pause sind wir alle wieder gestärkt und bereit zur Weiterfahrt.
Wir sind wieder etwa 2 Stunden unterwegs und ich habe das Bedürfnis nach einer weiteren Pause. An der Adresse 4718 Green River Rd, Corona befindet sich ein Starbucks und genau das was wir jetzt benötigen um auch das letzte Stück der Fahrt bis nach San Clemente zu überstehen. Na ja, man ist nicht mehr 20 oder 30 Jahre alt und so eine Pause alle 1 1/2 bis 2 Stunden braucht man um munter zu bleiben. Zudem ist es so, dass wir diese Strecke schon mehrmals befahren haben und nicht von vielen neuen Eindrücken gefesselt werden. Auch hier gilt, wie bei der ersten Pause. Kaffee (ohne Kaffeesatz und Sand) Ziggi, Pippi-Pause, einige Schritte gehen um die Glieder zu bewegen und 15 oder 20 Minuten später wieder im Auto sitzen und weiterfahren.
Bis zum Haus von Martha und Tom ist es nicht mehr sehr weit. Irritierend noch ein wenig die diversen Toll Road. Eigentlich eine gute Idee. Gegen ein relatives kleines Entgelt darf man die weniger befahrenen Schnellstrassen benutzen. Früher hatte es noch Zahlstellen wo auch der Ortsfremde, der nur selten hier durchfährt, ihren Obolus entrichten konnte. Nun aber werden die Fahrzeuge nicht mehr angehalten sondern elektronisch erfasst. Dasselbe haben wir in Miami erlebt. Dort habe ich allerdings die Tafel wegen des starken Regens zu spät gesehen. Der Vermieter hat meine Visakarte später mit 30$ belastet um die Busse zu bezahlen. Nun will ich diese Busse vermeiden. GPS-Lisi will mich immer wieder zur Toll Road zurück bringen. OK, hätte ich vorher gewusst, dass rund 20% aller Highways im Orange County Toll Roads sind, hätte ich Lisi entsprechend programmiert. Trotz der ewigen Meckereien von Lisi finden wir den für uns richtigen Weg und treffen bald bei Tom und Martha an. Das Haus von Tom und Martha ist einfach zu finden. Unmittelbar nach dem Haus ist ein Strassensignal, das auf Enten aufmerksam macht, die die Strasse überqueren wollen (keine Ahnung ob es ein ähnliches Signal sonst irgendwo in San Clemente gibt). Es ist früher Nachmittag und Tom und Martha sind logischerweise noch bei der Arbeit. Der jüngste Sohn erwartet uns aber schon und nimmt freudestrahlend die Schokolade in Empfang. Wir sitzen noch einige Zeit gemeinsam auf der Terrasse und geniessen den Ausblick auf den Pazifik.
Blick von Tom's Haus auf Pazifik Steile Hänge, teure Häuser
Allerdings wollen wir nicht zu lange bleiben. Wir haben ein Zimmer im Best Western Plus in Redondo Beach reserviert. Weitere 100 Kilometer Fahrt liegen vor uns. Mit etwas Glück sind wir vor Ort bevor die Rush Hour beginnt.
Redondo Beach ist einer der wenigen Vororte von Los Angeles ohne eigenen Anschluss an einem Highway. Dank diesem Umstand hat es auch etwas weniger Verkehr. Das Hotel finden wir problemlos (also GPS-Lisi findet es). Unser Zimmer ist im ersten Stock, der aber mittels eines Liftes zu erreichen ist. Anita kann wohl nun ohne Krücken laufen. Das Treppensteigen bereitet aber immer noch Mühe. Für jeden Tag bis Samstag bekommen wir zwei Gutscheine für das Frühstück. Hotelgäste können gratis frühstücken, bzw. dies ist im Zimmerpreis inbegriffen, andere Gäste sind jedoch auch willkommen, bezahlen aber 12.50$. Unsere Sachen sind schnell im Zimmer verstaut. Nun ab unter die Dusche und den Staub und den Sand der Reise abspülen. Ausser Kaffee haben wir heute noch nichts gegessen. Entsprechend gross ist der Hunger. Vor vielen Jahren sind wir mit Daniel einmal bei Ruby's in Redondo Beach gewesen. Später wurde der Besuch bei Ruby's fast zur Regel. Jeweils am letzten Tag waren wir gemeinsam an diesem Ort. Seit Daniel's Unfall im Jahre 2009 waren wir nie mehr hier. Im Ruby's schon, allerdings in Cabazon wenn wir bei Hadley's Datteln kauften.
Ruby's finden wir problemlos. Das Restaurant ist nur etwa 5 Kilometer entfernt am Strand von Redondo Beach. Noch immer hat man beim Betreten des Lokals das Gefühl man würde eine Zeitreise zurück in die 50er-Jahre machen. Nicht nur das Mobiliar ist entsprechend dieser Zeit. Auch das Personal, mit Pomade in den gescheitelten Haaren, vermittelt diesen Eindruck. Nur wenige Gäste sind im Restaurant und so dürfen wir uns einen Platz aussuchen. Natürlich mit Blick auf den Pazifik. Langsam versinkt die Sonne im Meer und für uns wird es Zeit um ins Hotel zu fahren. Im Hotel bedienen wir uns noch bei dem zur Verfügung stehendem Kaffee respektive dem heissen Wasser um für Anita einen Tee zu machen. Die Temperaturen in Kalifornien sind für diese Jahreszeit sehr, sehr tief. Als Tageshöchstwert registrieren wir 17 Grad C, nun wird es bereits wieder kühler. Den Swimming Pool habe wir fotografiert, aber auf einen Sprung in das kühle Nass verzichten wir (das Wasser wäre zwar wohl temperiert, die kalte Luft sagt uns jedoch nicht zu). Im Zimmer wartet noch Lesestoff auf uns und bald schon sind wir müde genug um das Licht auszuschalten und zu schlafen.
Zimmer im Best Western Plus Pool, im Gebäude rechts der Whirlpool Baum mit wunderschönen Blüten
Mittwoch 02.05.18
Wir fahren zu Daniel ins Memorial Hospital of Gardena. Für die Strecke von 10 Meilen benötigen wir fast eine halbe Stunde. Parkieren beim Spital ist eine reine Glückssache. Jeder Platz ist besetzt. Mehrere Autofahrer kreisen wie Geier auf dem Parkplatz, in der Hoffnung, den als nächstes frei werdenden Parkplatz ergattern zu können. Wir warten in der Mitte des Parkplatzes in der Hoffnung, jemand in dieser Reihe werde sein Auto holen. Glück gehabt. Eine junge Frau steigt in ihr Auto ein, nur ein paar Meter von uns entfernt. Ich reihe mich in die Fahrspur ein damit nicht ein Frechdachs von hinten mich überholt und mir den Platz wegschnappt. Dann warten wir. Und wir warten. Die Frau in ihrem Auto ist am Telefonieren und macht keine Anstalten den Parkplatz frei zu geben. Dann endlich wird ein anderer Platz frei. Eingeklemmt zwischen zwei SUV fährt ein Kleinwagen weg. Mit würgen und brechen (ohne Kratzer) kann ich den Nissan einparken. Bauch tief einziehen und so ist es sogar möglich das ich aussteige und mich zwischen den Fahrzeugen durchschlängeln kann. Sollte aber einer der zwei SUV-Fahrer wegfahren wollen hat er nicht einmal eine Chance die Türe zu öffnen und einzusteigen. Wir beschliessen, dass ich alleine zu Daniel gehe und Anita beim Auto wartet.
Ich melde mich an der Rezeption als Besucher von Daniel an. Ein Band wird mir an linken Arm befestigt und nun kann ich mit dem Lift in den 7. Stock fahren. Beim Verlassen des Liftes hat man gleich einen freien Blick in Daniels Zimmer und auf Daniel. Daniel sieht mich kommen und winkt bereits von weitem. Es ist schön und zugleich bedrückend wieder einmal bei Daniel zu sein. Im Jahre 2016 waren wir nur kurze Zeit In Phoenix, letzten Herbst im Süden der USA und nun endlich stehe ich wieder am Bett von Daniel. Stehe? Nein, das ist das falsche Wort. Ich knie vor Daniels Bett und wir halten uns gegenseitig in den Armen. Wer wen tröstet ist schwer zu sagen. Ich auf jeden Fall bin froh, dass Daniel in dem Moment meinen Kopf hält und die Tränen in meinen Augen nicht sehen kann. Ich erzähle mir was wir alles so gemacht haben in den letzten Jahren, spreche über meine Pensionierung, den Pokertisch den ich gebaut habe, und, und, und. Daniel kann nicht sprechen, formt jeweils die Lippen zu einem Wort und ich bin nicht imstande die einzelnen Wörter von seinen Lippen abzulesen. Trotzdem ist ein grosses Gefühl des gegenseitigen Verstehens vorhanden. Nach fast einer Stunde verabschiede ich mich von Daniel mit dem Versprechen am nächsten Tag mit Anita zurück zu kommen.
Noch ein letztes Paar Jeans wollen wir kaufen. Sandra's Grösse (Kleine) sollten wir im Levi's Store Del Amo Fashion Center in Torrence bekommen. Das ist fast auf dem Wege zurück ins Hotel, bloss etwa 22 Minuten Fahrzeit. Das Fashion Center finden wir rasch, wo aber ist innerhalb dieses riesigen Gebäudes der Jeans Store? Wenn es um Kleider geht hat Anita immer den besten Riecher. Zwei Mal um die Ecke laufen, einen Blick nach oben und schon hat Anita den Laden auf der oberen Galerie entdeckt. Tja, wenn wir schon hier oben sind, könnte man ja auch gleich noch im Laden für Damenkleider reinschauen. Wir schauen rein, durchstöbern die Regale im unteren Stock, dann mit der Rolltreppe noch einen Stock höher. Glück gehabt - Anita hat nichts gefunden. Nun aber in den Jeans-Laden. Hier finden wir die gewünschten Jeans in der richtigen Grösse. Preislich fast doppelt so teuer wie Jeans in Laughlin aber immer noch 50% billiger als in der Schweiz. Ich bezahle an der Kasse mit meiner Visakarte, möchte aber eine Quittung haben (sonst rechnen die am Zoll auf einmal mit Schweizer Preisen). Leider kann der junge Mann an der Kasse keinen der Drucker ansprechen. Allerdings kann er mir die Quittung per Mail zusenden. Kurz auf dem Handy überprüfen ob die Mail angekommen ist. Alles in Ordnung.
Sandra's Jeans, extra klein Das Best Western ist in ruhiger Wohnlage Best Western Plus bei schönem Wetter
Wir bringen unserer Einkäufe zurück ins Hotel und überlegen uns was wir am Nachmittag unternehmen wollen. Wir beschliessen nach Rancho Palo Verdes zu fahren. Der Weg dahin führt über eine kleine Küstenstrasse und zu einem Leuchtturm. Die Strasse ist eng und windet sich an Villen vorbei. Die Geschwindigkeitsbegrenzung ist mit 30 Meilen/Stunde nicht sehr tief angesetzt. Nun sehen wir den Leuchturm rechter Hand auf einem Vorsprung der Küste stehen. Aber bei welcher Strasse muss ich abbiegen um dahin zu gelangen? Ich reduziere meine Geschwindigkeit um die Abzweigung ja nicht zu verpassen. Eine Frau in mittleren Jahren hat das Gefühl ihren Unwillen ab der Verzögerung von ein paar Sekunden lautstark mit der Hupe kundtun zu müssen. Take it easy, gute Frau, du kommst noch früh genug zu deinem Golfklub. Endlich finde ich die Abzweigung und nun kann die nervige Frau, voll beschleunigend, an uns vorbei ziehen. Wir parkieren unser Auto und geniessen den Ausblick auf den Pazifik mit dem Leuchtturm im Vordergrund.
Leuchtturm Point Vincente Erklärung zu Leuchtturm
Wenn wir nun weiter fahren, können wir noch das Battleship USS Iowa Museum besichtigen. Wir haben aber bereits letzten Herbst ein Kriegsschiff der USA angeschaut und verzichten aus diesem Grunde auf diese Exkursion. Wie es so üblich ist haben wir zwischendurch auch etwas Hunger. Auf dem Rückweg zum Hotel ist eine Pizzeria Namens Domino. Wir kennen diese Pizzakette bereits aus Bullhead City und haben da gute Erfahrungen gemacht. Bei der Bestellung stelle ich fest, dass Anita Hunger hat. Anita bestellt zu der Pizza noch Knoblauchsticks. Immer wenn Anita hungrig einen Laden oder ein Restaurant betritt, bestellt es mehr als es anschliessend essen kann. Nicht so schlimm, ich bin ja auch noch da (um die Resten zu verputzen). Mit der Pizza und dem Knoblauchbrot fahren wir zurück ins Hotel um im Zimmer einen Picknick zu veranstalten. Die Pizza ist fantastisch, die Carlic-Sticks schmecken gut und die Portion ist viel zu gross. Auch ich kann die Resten nicht verputzen. Anita meint, es werde diese Pizza am Morgen kalt essen!
Donnerstag 03.05.18
Wir fahren zu Daniel ins Spital. Heute haben wir uns auch mit Ginny verabredet, die ebenfalls um 10:00 Uhr beim Spital sein will. Diesmal haben wir mehr glück und finden nach kurzer Zeit des Wartens einen freien Parkplatz. Von Ginny ist leider noch nichts zu sehen. Gemeinsam betreten wir das Spital, lassen uns an der Anmeldung als Besucher von Daniel registrieren und fahren mit dem Lift in den 7. Stock. Beim Verlassen des Liftes schaue ich gleich zu Daniel ins Zimmer um zu sehen ob er uns erwartet. Daniel schläft allerdings bei laufendem Fernseher. Wie auch am Vortag hat er das Programm mit den Richtersendungen eingeschaltet. Fast den ganzen Tag schaut er sich Sendungen an mit Personen die sich vor dem Richter verantworten müssen. Wartet er wohl darauf, dass der Fahrer, der damals den Unfall verursacht hatte, seine gerechte Strafe bekommt oder sich wenigstens entschuldigt. Sorry Daniel, die Geschichte ist 9 Jahre alt und schon längstens abgeschlossen. Leise sprechen wir Daniel an bis er die Augen öffnet. Leicht verwirrt schaut er sich im Zimmer um. Als er sieht wer ihn bei seiner Morgenruhe gestört hat, huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Wir begrüssen ihn, nehmen Daniel in die Arme und erzählen was wir gestern unternommen haben. Anita kämpft mit den Tränen beim Angesicht Daniels der versucht mit uns zu kommunizieren, mit den Lippen Worte formt und sich trotzdem nicht ausdrücken kann. Nach etwa einer halben Stunde gibt Anita gibt mir zu verstehen, dass es das Spital wieder verlassen will und unten auf mich (und Ginny) warten werde. Ich kann Daniel nicht jeden Tag besuchen da das Spital nicht gleich um die Ecke ist. Wieder knie ich vor Daniels Bett (eine weiche Matte ist auf dem Boden) und kann so in Augenhöhe mit ihm "sprechen". Also, ich erzähle und Daniel nickt oder hebt wie entschuldigend die Schultern. Er zeigt mir auch wie er nun ebenfalls das rechte Bein heben kann, da der Physiotherapeut Alfreo regelmässig mit ihm trainiert. Heute lasse ich mir Zeit mit dem Besuch bei Daniel. Sicherlich hat Anita in der Zwischenzeit unten Ginny angetroffen und die zwei haben sich wohl auch viel zu erzählen. Als ich dann endlich nach unten gehe, finde ich die zwei Frauen plaudernd vor dem Spital. Ginny hat wie wir gestern lange Zeit keinen Parkplatz gefunden. Ich erzähle Ginny, dass ich das Gefühl habe Daniel hätte kalte Beine. Sofort eilt Ginny in den 7. Stock um Daniel zuzudecken.
Happy Birthday Daniel Daniel, am 60. Geburtstag
In der Nähe des Spitals ist ein kleines Chinesisches Restaurant. Wir laden Ginny zum Mittagessen ein damit wir noch etwas mehr Zeit zum Plaudern haben. Am Nachmittag wollen wir Chinatown in Los Angeles besichtigen und am Abend den Mulholland Drive befahren. Obwohl Ginny einen freien Tag hat will sie nicht mitkommen.
Bis nach Chinatown ist es nicht sehr weit (für amerikanische Verhältnisse). Jetzt mitten in der Woche hat es auch nicht sehr viele Besucher und so ist es kein grosses Problem am Strassenrand einen Parkplatz zu finden. Mit dem Fotoapparat bewaffnet begeben wir uns in den fremd anmutenden Stadtteil. Die Häuser sind sehr schön. Einzig wenn man ein Foto macht von einer der Strassen mit den chinesischen Häusern ist es jedem Chinakenner bewusst, dass dies nicht eine Stadt in China sein kann. Wo in China würde man eine Strasse in einer Stadt finden die am frühen Nachmittag menschenleer ist. In einem chinesischem Lokal, ähnlich einem Tea Room bei uns, kaufen wir etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zum Essen. Auf Anita's Handy kommt eine Nachricht von Ginny. Sie bedauert bereits auf den Ausflug mit uns verzichtet zu haben. Im Moment ist zwischen Ginny und Michael etwas dicke Luft. Stein des Anstosses ist der 27-jährige Sohn, ewiger Teilzeitstudent und sonst arbeitslos, der es absolut normal findet auf Kosten von Micheal und Ginny sein ruhiges Leben zu geniessen. Dass der 69-jährige Vater noch arbeiten muss stört ihn scheinbar nicht sonderlich. Die beschränkte Parkzeit ist fast abgelaufen. Rechtzeitig bevor es eine Busse gibt steigen wir wieder ins Auto und verlassen Chinatown und fahren Richtung Mulholland Drive. Auf der I-10 fahren wir zuerst in östlicher Richtung um dann auf der I-405 nördlich bis zum Exit 61 zu fahren. 3 Minuten später erreichen wir den Punkt wo der Mulholland Drive beginnt. Die Strasse schlängelt sich nun, vorbei an schönen in den Wald gebauten Villen, in die Berge. An mehreren Aussichtspunkten kann man parkieren. Im Hintergrund sieht man die Hügel vor Santa Monica und direkt zu Füssen hat man einen wunderbaren Ausblick auf eine der millionen-teuren Villen. Bei einigen der Villen muss ich mich allerdings fragen. Was? Eine teure Villa kaufen die versteckt hinter Felsen und von Bäumen umgeben ist und den ganzen Tag von keinem Sonnenstrahl erfasst wird? Das mag ja das richtige für Graf Dracula sein, aber sonst? Langsam neigt sich der Tag dem Ende zu. Während wir vom einen Aussichtspunkt zum nächsten fahren ist die Sonne bereits dabei hinter einem Hügelkamm zu verschwinden. Gelb-rot-orangene Farben sind am Himmel zu sehen. Die Berge aber verschwinden bereits im Dunkel der einbrechenden Nacht.
Bis wir wieder beim Hotel eintreffen ist es allerdings dunkle Nacht.
Wunschbrunnen nach chinesischer Art Dr. Sun Yat-Sen Chinesisches "Tea-Room"
Sonnenuntergang auf Mulholland Drive Blick Richtung Santa Monica Los Angeles by Night
Freitag 04.05.18
Heute verhalten wir uns einmal ausnahmsweise wie ganz normale Touristen. Wir schwimmen im Pool und lassen uns danach im Whirlpool von den Wasserstrahlen massieren. Wir sitzen an der Sonne und warten bis die Badekleider trocken sind. Nicht einfach untätig warten sondern die Zeit nutzen und dazu in unseren Büchern (iPad) lesen. Ein kühler Drink (alkoholfrei) und zwischendurch eine Ziggi runden das Touristenverhalten ab. So richtig faule Ferien.
Es ist nun Mittag und höchste Zeit um wieder etwas zu tun. Unsere Wäsche muss noch gewaschen werden. Nur eine halbe Meile vom Hotel entfernt ist eine "Coin Laundry", also ein Waschsalon wo wir unsere Wäsche selber waschen können. Nicht dass in diesen Kurzprogramm-Maschinen richtig schmutzige Wäsche sauber würde. Für normal "schmutzige" Wäsche reicht es jedoch. Das Programm läuft, nun heisst es warten. Links vom Waschsalon ist das "Beach Bowls Acai Cafe", eine Saftbar mir frischen Smoothies. Wir lassen uns einen grossen Drink zubereiten, sitzen draussen an die Sonne und geniessen den erfrischenden, gesunden Saft. Nach dem Waschen muss logischerweise die Wäsche wieder getrocknet werden. Wieder warten, wieder Zeit um etwas zu trinken. Endlich ist die Arbeit des heutigen Tages erledigt und wir fahren zurück ins Hotel um mit demselben Programm wie am Vormittag fortzufahren.
Coin Laundry in Redondo Beach
Um 17:00 Uhr werden wir von Ginny und Michael erwartet. TomTom sagt eine Fahrtzeit von 40 Minuten voraus. Wir planen etwas Reserve ein und starten kurz vor 16:00 Uhr. Oha, wir haben alles richtig gemacht. Durch eine kleine Auffahrtkolission bei der Abzweigung zur I-405 hat es einen Stau gegeben. TomTom schlägt keine schnellere alternative Route vor also beissen wir uns durch den Stop-and-Go-Verkehr durch. Endlich auf der I-405 können wir wieder schneller fahren. Tom-Tom-Lisi informiert, dass wir um 17:02 unser Ziel erreichen werden. Bei Torrance wechseln wir die Autobahn und fahren nun auf der I-110 bis Hamilton um anschliessend auf die I-710 zu wechseln. Bevor wir den Highway wieder verlassen können sitzen wir im nächsten Stau. Auch hier keine grosse Sache, bloss weitere 15 Minuten Verzögerung. Endlich entdecken wir das Haus von Ginny und Michael und können nun die letzte aus der Schweiz mitgebrachte Schokolade an den Mann, bzw. an die Frau bringen. Gem¨tlich plaudern wir in ihrem Wohnzimmer, gut beobachtet und beschnuppert von Michael's Labrador. Wir können uns nicht lange im Haus aufhalten. Michael hat im Maderas Steakhouse in Los Alamitos auf 18:00 Uhr einen Tisch reserviert. Das ist gleich um die Ecke. Bloss 1d Meilen oder 20 Minuten. Wir sind pünktlich beim Restaurant, der reservierte Tisch ist frei, aber wir müssen beim Eingang warten. Amerikanische Logik. Da die Kellnerin noch beschäftig ist können wir noch nicht zum Tisch. Ansonsten würde einer vielleicht reklamieren, er hätte 15 Minuten auf die Bedienung gewartet. So warten wir 15 Minuten beim Eingang! Ginny und Michael bestellen beide dasselbe Menu, Anita und ich wählen etwas anderes und kleineres.
Rolf: Angus Top Sirloin Steak (10 oz. G & M: Angus French Bone-In Ribeye (18 oz.) Anita: Filet Mignon (8 oz.)
Ginny, Michael und Anita Maderas Steakhouse, Los Alamitos
Die Sonne ist längstens hinter dem Horizont verschwunden, ein Dessert hat keinen Platz mehr und so beschliessen wir den Tisch zu räumen und den nächsten Gästen Platz zu machen. Wir hassen lange Abschiedsszenen und deshalb, kurz und scherzlos. "Good bye, alles Gute und wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen". Ginny und Michael fahren weg und ich "geniesse" eine Ziggi an der frischen Luft. Im Hotel angekommen begeben wir uns gleich ins Zimmer, stellen den Wecker damit wir am anderen Morgen rechtzeitig erwachen und hoffen, bald einmal zu schlafen.
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