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Crown King

Freitag, 21. Oktober 2016

Die Rückfahrt nach Laughlin wird ein wenig länger sein als die Hinfahrt. Wir machen einen kleinen Umweg via Crown King. Nicht weil diese Ortschaft sehr berühmt oder äusserst Sehenswert ist. Nein, nein, nein. Anita hatte mit Google Earth zufällig eine Strasse entdeckt die verheissungsvoll erscheint. Asphaltiert? Natürlich nicht. Getrennte Fahrspuren? Wer könnte eine Markierungslinie im Sand und Geröll zeichnen. Aber eines ist sicher. Der Weg ist fernab des grossen Touristenstroms und ein kleines Abenteuer wert.
Wir haben unseren Koffer bepackt und wollen uns ein kleines Frühstück im Comfort Inn gönnen. Anita freut sich bereits auf die English Muffins wie es diese am Vortag gab. Im Frühstücksraum erfolgt dann aber die Enttäuschung. Keine English Muffins liegen zum Verzehr bereit. Toastbrot oder Süsswaren stehen heute zur Auswahl. Zum Glück ist die für den Service zuständige Frau im Essraum. Anita fragt, ob es English Muffins haben könnte. Die kurze Antwort: "Nein, sie wolle täglich ein anderes Angebot zur Verfügung stellen." Der Kunde ist König, der Lagerraum fünf Schritte entfernt. Ein Einfaches den Wunsch des Kunden zu erfüllen. Allerdings nicht bei der Dame. Frustriert verzichtet Anita gleich auf das Frühstück.
Ausgecheckt ist schnell und genauso schnell ist alles im Auto verpackt. Der Tank im Auto ist fast leer und wenn es etwas ist was wir auf unseren Reisen gelernt haben, dann dies. Man soll niemals mit wenig Benzin unterwegs sein. Die nächste Tankstelle muss nicht zwingend gleich um die Ecke sein. Hier ist es aber so, zwei Mal links abbiegen und wir sind bei Circle K. Für 30 US$ gibt es 14.3 Gallonen und damit erreichen wir bestimmt Laughlin (trotz Umweg). Unsere Getränke sollten noch gekühlt werden und wir wollen deshalb Eis kaufen. Nun haben die Leute von Circle K heute ihren Kühlraum enteist und so liegen im Gras grosse Eisstücke. Zum Kühlen erfüllen diese auch den Zweck, wir wollen das Eiswasser später nicht trinken. OK, alles erledigt. Kaffeebecher ist aufgefüllt und wir fahren auf der I-10 Richtung Phoenix, dann auf der I-17 Richtung Flagstaff. Wobei, soweit wollen wir dann doch nicht auf der I-17 bleiben. Phoenix ist nun hinter uns und Anita trauert dem verpassten Frühstück nach. Da, ein Starbucks! Leider auf der falschen Seite des Highways. Kurz vor Amber Hills wieder eine Reklametafel von Starbucks. OK, Blinker rechts und weg von der I-17. So ein Cappuccino von Starbucks ist schon etwas anderes als der drei Mal aufgewärmte Kaffee in einem Motel. Dazu noch ein Croissant (knusprig und frisch) und schon sieht die Welt ganz anders aus. Ach ja, da wir gerade in so in einer kleiner Mall sind, kann Anita natürlich nicht widerstehen und macht sich auf zur Shoppingtour während ich draussen dem Rauch meiner Zigarette nachschaue. Nach einer gefühlten Ewigkeit denke ich, es könnte nun Zeit sein um die Fahrt fortzusetzten und schlendere durch die Mall um nach Anita Ausschau zu halten. Bei einem kleinen Kosmetikstand mitten in der Mall versucht mir eine Verkäuferin eine Salbe gegen meine kleinen Altersringe unterhalb der Augen zu verkaufen. Lächelnd und dankend verzichte ich auf die überteuerte und wirkungslose Salbe. Ich lasse mir doch nicht mein vom Leben gezeichnetes Gesicht verunstalten. Endlich finde ich Anita und wir können uns wieder auf den Weg nach Crown King machen.
Bei der Ausfahrt 248 verlassen wir die I-17 und fahren Richtung Bumble Bee. Mit dem Verlassen der I-17 haben wir quasi auch die geteerten Strassen verlassen. Eine dicke Staubwolke hinter uns signalisiert allen dass ein Auto unterwegs ist. Selten haben wir Gegenverkehr. Wenn uns aus der Gegenrichtung eine Staubwolke nähert, reduziere ich die Geschwindigkeit (wie dies fast alle tun) damit die Sicht hinter uns einigermassen gut wird. Wenn wir jemanden sehen, dann sind dies meist sonderbare Gestalten. Kürzlich hat Anita einen Thriller über junge Frauen gesehen, die in einer solch abgelegenen Gegend von den Einheimischen massakriert wurden. Nun, ganz so schlimm wird es wohl hier nicht sein, obwohl der eine oder der andere in Bumble Bee an einen Hillbilly denken lässt.

Strasse nach Bumble Bee Einwohner von Bumble Beet
Bald schon ist Bumble Bee in Sicht. Einige Meilen nach Bumble Bee erreichen wir einige weitere Häuser, Baracken, Mobil Homes. Nun wird der Humor sichtbar den die Leute hier haben. In den trockenen staubigen Bergen gibt es eine Bar. (13025 Crown King Rd, Mayer, Arizona 86333) Der Name? Creator Bar & Yacht Club. Ein Meer, einen See oder einen Fluss haben wir im Umkreis von einigen Meilen nicht gesehen. In der Bar wird sicherlich kein Seemannsgarn gesponnen. Die Gespräche drehen sich wohl eher um die Quads und die Offraod-Pisten die man überall sieht.
Mayer, Arizona Creator Bar & Yacht Club
Wir verzichten auf einen Drink (es ist noch zu früh am Morgen) und fahren weiter Richtung Crown King. Die Strasse wird immer rauer und enger und macht richtig Spass. Rechts neben der Strasse stehen und liegen einige Longhorn-Rinder. Diese Tiere sind wildlebend. Nicht unbedingt das was man in einem Streichelzoo findet. In der engen, kurvigen Strasse kommt uns ein Pickup entgegen, eine grosse Staubwolke folgt ihm. Rechts oder links der Strasse sind immer wieder Ausweichmöglichkeiten wo ein Kreuzen möglich ist. Ich halte in solch einer Strassenbucht an (die Staubwolke hinter mir hängt trotzdem noch in der Luft) und lasse den dankend winkenden Fahrer passieren. Endlich in Crown King angekommen zieht es uns gleich ins grösste, beste und einzige Restaurant, sorry, in den Saloon. An der Türe ein Schild mit dem beruhigenden Hinweis: Schusswaffen sind im Saloon nicht erlaubt. Es ist fast Mittagszeit und wir beschliessen etwas zu essen. Der Speiseplan ist nicht sehr umfangreich. Ein Burger mit Frites und Cowslaw tönt doch schon einmal nicht schlecht. Dazu ein Diet Coke (kleine Grösse, also bloss einen halben Liter) und wir geniessen an der Sonne unsere Mittagspause. Das Essen schmeckt ausgezeichnet, der Burger ist so wie wir ihn lieben und der Banf nicht wie bei McGruusig eine weiche Kartonpampe. Die Pommes sind knusprig und der Cowslaw schlicht ein Gedicht. Anita kann natürlich seine Portion nicht aufessen. Pommes habe ich auch schon genügend gegessen aber den Salat verputze ich noch. Bevor wir Crown King wieder verlassen mache ich noch einen kleinen Spaziergang durch die Ortschaft. Nebst dem Saloon gibt es noch eine Prospector Mall (mit Smoke House und Grill), ein General Store, eine kleine Kirche und einen grossen Fahrzeugpark mit Feuerwehrautos und Krankenwagen. Die ganze Ortschaft ist in den Wald gebaut und im Falle einer Feuersbrunst ist es mit Sicherheit nicht sehr lustig. Deshalb die relativ grosse Anzahl an Feuerwehrfahrzeuge.
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Keine Waffen im Saloon, wir bleiben draussen Mittagspause vor dem Saloon Anita, frisch und munter
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Feuerwehr von Crown King General Store Kirche
Wir haben noch ein langes Wegstück vor uns und es wird Zeit um die Minenstadt zu verlassen. 17 Meilen auf derselben Strasse zurück wie wir nach Crown King gefahren sind. Beim Crown King Cut Off biegen wir links ab und fahren Richtung Spring Valley.
Talfahrt von Crown King Briefkasten am Strassenrand
Noch immer ist das Land trocken und karg, saftiges grünes Gras sieht man nirgends. Trotzdem hat es einige grosse Ranches und riesige Herden von Longhorn Rinder. Es sind aber nicht die drallen Milchkühe wie wir sie kennen sondern schlankere, robuste Tiere die mit dem wenigen auskommen was sie von den Sträucher und trockenen Gräser fressen können. 50 Minuten sp&aumL;ter erreichen wir die I-40, die von Flagstaff kommend nach Kingman führt und sind somit wieder auf einer Strasse die wir von früheren Reisen bestens kennen. Um die Beine zu vertreten und frische, zigaretten-gefilterte Luft einzuatmen machen wir noch eine Pause. Kurz nach dem Union Pass haben wir wieder einen Ausblick auf Laughlin und Bullhead City. Fast möchten wir sagen: "Wir sind wieder zu Hause".
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