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Bullhead City

Mittwoch, 14. Mai 2014 bis Mittwoch, 21. Mai 2014

Die nächsten Tage verbringen wir in Bullhead City. Wir haben keine Touren und Trips geplant und verzichten aus diesen Gründen, detailliert über die Tagesereignisse zu berichten. Einige "besondere" Erlebnisse sollen aber trotzdem erwähnt werden.

Im Casino "Colorado Bell" werden täglich 3 Pokerturniere durchgeführt. Zuerst versuchen wir mit unserem Können bei einem kleinen Turnier Geld zu kassieren. Die Mitspieler sind meistens älteren Jahrgangs (damit meine ich über 70 Jahre alt) und sehen harmlos und anständig aus. Falsch eingeschätzt, anständig sind sie aber nicht harmlos. Ich habe noch selten bei einem Pokerturnier erlebt, dass so oft und so schamlos geblufft wird. Zwei gute Hände verliere ich auf dem River und fliege, wie kurz darauf auch Anita, zum Turnier raus. Am Abend riskieren wir dann ein teureres Turnier (allerdings auch "nur" 50$). Auf dem Flop kommen ein As und zwei kleine Karten. Ich muss etwas riskieren und gehe mit meinem As-König All-in. Ein Mitspieler callt mit As-Zehn. Als die Karten auf dem Tisch liegen erhebt sich der Mann bereits, da mein Kicker ja viel besser ist als seine 10. Nun, auf dem River bekommt er seine 10 und ich bin weg vom Fenster. Anita ergeht es ein wenig besser. Es kann sich immer noch gerade so im Spiel halten. Als noch sechs Spieler im Turnier sind hat Anita am wenigsten Chips und wird bald einmal zum All-In gezwungen und - gewinnt die Hand. Anita ist auch noch im Spiel als der 5. und später der 4. rangierte Spieler eliminiert werden. Nun sind noch drei Spieler im Turnier. Zwei mit praktisch derselben, grossen Menge an Chips und Anita. Nur 2 Spieler dürfen sich den Pot von 400 $ teilen. Ein Spieler schlägt vor, noch eine Runde zu spielen und dann den Pot prozentual der Chipmenge zu verteilen. Anita ist logischerweise einverstanden, nicht aber der Spieler, der im Moment etwa 10% mehr Chips hat als der zweite. Der an zweiter Stelle liegende Spieler versucht nun mit hohen Einsätzen den führenden vom Thron zu stossen. Dies misslingt aber, da er einige Hände gegen Anita verliert. Bald kann Anita ihm die letzten Chips abnehmen und ihn aus dem Turnier werfen. Es sind nun noch zwei Spieler im Spiel, wobei Anita knapp mehr Chips als der andere hat. Nun schlägt dieser einen Deal vor. Er sieht wohl seine Siegchancen schwinden und will retten was noch zu retten ist. Anita nimmt den Deal an und anstelle von 250$ bzw. 150$ bekommen nun beide Spieler je 200$ Siegprämie. Anita ist happy, denn mit diesem Resultat wird es offiziell als Turniersiegerin eingetragen.

Am frühen Morgen (5 Uhr) stehe ich auf und trinke auf dem Balkon den ersten Kaffee des Tages. Ruhig und träge fliesst unter mir der Colorado Richtung Süden. Wie immer am Morgen ist der Wasserstand niedrig, da die Durchflussmenge ein paar Kilometer flussaufwärts beim Davis Dam reguliert wird. Eine sanfte Bewegung unter der Wasseroberfläche erregt meine Aufmerksamkeit. Ein grosser Fisch oder was kann sonst so ruhig gegen die Strömung schwimmen? Das Tier taucht auf und nun sehe und erkenne ich das Lebewesen. Es ist ein grosser Biber. Bereits einige Tage zuvor sah ich einen Biber entlang der Aussenseite der Insel schwimmen. Nun aber schwimmt ein Tier praktisch unter meinem Balkon vorbei. Aus dem Wohnzimmer ergreife ich das am ersten zu erreichende Equipment um Aufnahmen zu machen. Meine Nikon ist eingepackt und die Zeit wird nicht reichen, um diese schussbereit zu machen. Die Sony-Cam-Corder aber muss genügen. Mit dem grössten Zoom versuche ich einige kurze Filmsequenzen zu drehen. Die Sicht auf den Fluss ist immer wieder durch Palmen verdeckt und es ist recht schwierig zu erkennen, wo der Biber wieder sichtbar sein wird. Nach etwa 2 Minuten taucht der Biber unter den Schiffslandungssteg und entschwindet meinen Blicken. Die einzelnen Bilder sind von der Sony-Cam sind leider nicht so gut wie mit der Nikon7000.
Bei Tagesanbruch schwimmt ein Biber den Colorado hinauf River Condo Insel als Spiegelbild
Am heutigen Tag will ich die Geländetauglichkeit des Nissan X Terra ein wenig testen. Zuerst fahre ich auf der I-68 bis zur Abzweigung Davis Dam. Das letzte Stück der Davis Dam Rd ist gesperrt was mich aber nicht im Geringsten beeinträchtig. Ich biege rechts ab auf den Kathrin Dr. Für die Zufahrt zum Mohave Recreation Area muss ich eine Gebühr von 10$ entrichten. Ich bin nun berechtigt mich während der nächsten 7 Tage mich in diesem Gebiet aufzuhalten. Ist eigentlich nicht wichtig da ich hier nur heute einige Fotos schiessen will. Egal was, ich liebe es wild lebende Tiere zu fotografieren. Wenn ich Glück habe werde ich Bighornschafe sehen. Bald verlasse ich die asphaltierte Strasse und fahre auf der Mead-Davis Powerline Rd. Dies ist eine Strasse, die für den Wartungstrupps der Hochspannungsleitungen angelegt wurde. Die Strasse wird nur benötigt, wenn irgendwo bei einem der Masten etwas repariert werden muss oder bei den jährlichen Kontrollen. Entsprechend schlecht ist der Zustand der Strasse. Aber genau richtig für meinen Nissan. Nur einige hundert Meter und schon muss ich den Vier-Rad-Antrieb zuschalten. Die Strasse ist dem Gelände angepasst was bedeutet, dass es ständig auf und ab geht. Eine kleine Strecke muss (darf) ich auf der Princess Cove Rd fahren, die wieder asphaltiert ist. Ich beschliesse, auf dieser Strasse bis zum Prospect Cove zu fahren und da einen Blick auf den See zu werfen. Bei dieser Rast sehe ich auch das erste "wilde" Tier. Ausgenommen die Vögel die jeweils erschreckt ab dem tiefen Brummen des Nissans davon fliegen. Das Tier ist eine kleine Eidechse, die aber schnell wie der Blitz verschwindet. Wieder zurück auf der unbefestigten Strasse habe ich mit TomTom-Susie zu kämpfen. Susie sieht mich immer wieder neben der Strasse oder befiehlt mir: "In 200 Meter rechts abbiegen". Das Dumme ist bloss, nirgends ist eine andere Strasse. Im Auto schüttelt es mich von einer Seite zur anderen. Filmen und fahren geht gar nicht, da ich mein Augenmerk voll der Strasse widmen muss. Nicht etwa, weil ich andere Verkehrsteilnehmer gefährden könnte (es sind ja keine da) sondern weil ich ersten das Steuerrad mit beiden Händen halten muss und zweitens bei extremen Schräglagen des Fahrzeuges darauf zu achten habe, dass sich das Fahrzeug nicht auf die Seite legt. Das würde echt teuer werden. Ich bin nur noch etwa 1 Meile vom Ende der Strasse entfernt. Die Strasse führt nun steil den Berg hinunter. Hmmm, OK, runter ist sicher nicht so ein grosses Problem. Aber wie sieht es aus, wenn ich wieder hinauf will. Zudem liegen unten auf der Strasse einige wirklich grosse Steine im Wege, die wohl beim letzten Hochwasser angeschwemmt wurden. Zu Fuss nehme ich die Strasse genauer in Augenschein und wäge das Für und Wider ab. Die Strasse ist schwierig, ich bin alleine, habe keinen Telefonempfang und die Chance da unten Bighornschafe zu sehen ist klein. Dies alles spricht dagegen. Es stinkt mir, ein Vorhaben frühzeitig abzubrechen. Dies ist das einzige Argument das für ein Weiterfahren spricht. Als Schweizer, der es gewohnt ist sich demokratischen zu verhalten, akzeptiere ich das 4:1-Resultat gegen die Weiterfahrt. Also wende ich das Auto, steige aus und suche in der näheren Umgebung nach geeigneten Fotomotiven. Tiere sehe ich keine aber Kakteen und Steine. Im richtigen Winkel aufgenommen sind auch die spannend. Wieder zurück auf der Princess Cove Rd beschliesse ich der asphaltierten Strasse zu folgen. TomTom gefällt dies gar nicht. Die Strasse windet sich wie eine Schlange zwischen den Felsen hindurch. TomTom schlägt mir vor, die Kurven Kurve sein zu lassen und eine direkte Linie zu fahren. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten (auch unbegrenzter Nonsens ist möglich) könnte ich versuchen einfach den Anweisungen zu folgen und anschliessen eine Klage einzureichen. Wie bereits erwähnt, ich bin Schweizer und weiss, dass man auch noch etwas Eigenverantwortung tragen muss und im Zweifelsfalle den gesunden Menschenverstand gebrauchen soll. Auf der Strasse sehe ich etwas liegen. Die Geschwindigkeitslimite beträgt 45 Meilen/Stunde was 72 Kilometer/Stunde entspricht. Da ich das "Etwas" nicht einfach überfahren will bremse ich das Auto ab. Es ist kein Stück Holz das da auf der Strasse liegt sondern eine regungslose Schlange. Wow - eine Schlange. Ich fahre mit dem Auto ein wenig rückwärts und parkiere am Strassenrand. Mit der Nikon D7000 bewaffnet nähere ich mich der Schlange um einige Fotos zu machen. Ich verzichte darauf, Nahaufnahmen mit dem Makroobjektiv zu machen und gehe zurück zum Auto und hole das 300er-Tele. Noch immer hat sich die Schlange nicht bewegt und ich frage mich, ob sie noch lebt. Ein, zwei Schritte bringen mich näher zu dem schönen Tier. Nun richtet sie den Kopf ein wenig auf und beginnt über die Strasse zu kriechen. Wieder gehe ich zurück zum Auto und hole den Cam-Corder. Die Schlange hat nun den Strassenrand erreicht und beginnt, zwischen den Steinen hindurch das Bord hochzukriechen. Es gelingt mir total etwa 2 Minuten Film zu drehen und dann ist die Mojave-Klapperschlange (Crotalus scutulatus) zwischen den Felsen verschwunden.
Fun-Strasse Crotalus scutulatus (Mojave-Klapperschlange)
Moser Ave - Davis Dam - Mead Davis Rd - Portland Mine Rd - Moser Ave
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