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Long Beach

Sonntag, 11. Mai 2014

TomTom ist bereits programmiert und soll uns auf dem schnellsten Weg nach Long Beach bringen. Doch kaum haben wir die öffentliche Strasse erreicht erzählt TomTom-Susie bereits den ersten Unsinn. Links abbiegen und dann via Laughlin Richtung Needles fahren. Wollen wir aber nicht. Also rechts abbiegen und auf dem Hw 95 durch Bullhead City Richtung Needles fahren. Die nächsten 5 Minuten befiehlt uns Susie immer wieder zu wenden. Bevor wir aber Bullhead City ganz durchquert haben ist die elektronische Lady mit unserer Route ebenfalls einverstanden. Die Route wird schnell neu gerechnet und die neue, theoretische Ankunftszeit signalisiert. Es ist dieselbe wie zuvor via Laughlin. Nun, wir werden auf jeden Fall länger benötigen. Erstens sind wir nicht in Eile und zweitens habe ich nicht im Sinn die geplanten 4h 50 Min bzw. 471 Kilometer nonstop zu fahren. Man wird ja auch nicht jünger. Dafür (so sagt man allgemein) ein wenig weiser. In der Nähe von Barstow legen wir die erste Rast ein. Bereits beim Fahren machte mir der starke Wind zu schaffen. Doch nun, als wir das Auto verlassen, spüren wir die brutale Gewalt des Windes. Nun wird mir auch klar, was mit einem LKW geschah, den wir etwa 20 Kilometer zuvor auf der Seite liegend sahen. Der Wind muss das schwere Gespann einfach von der Strasse geschubst haben. Feiner Sand wirbelt durch die Luft und erschwert das Atmen. Schnell gehen wir ins Innere der Raststätte um Kaffee zu trinken und um ein vorgeschobenes Mittagessen zu verzehren. Frisch gestärkt getrauen wir uns anschliessend im Windschatten des Nissans eine Ziggi zu rauchen und anschliessend im klimatisierten Auto wieder Richtung Long Beach zu fahren. Rund eine Stunde später bekommen wir von TomTom-Susie die Meldung, dass bedingt durch Verkehrsüberlastung mit einer Verzögerung von 13 Minuten zu rechnen sei. Wir verlassen die Interstate 15 und versuchen auf Nebenstrassen dem Stau auszuweichen. TomTom-Susie quatscht allerdings die ganze Zeit dazwischen und will uns auf dem schnellsten Weg zurück auf die I-15 bringen. Mit Tipps und Tricks finden wir aber eine gute Route bis - ja bis wir tatsächlich in einen noch grösseren Stau geraten. Wir erwischen eine Strasse, die bei einer Pferderennbahn vorbei führt. Ausgerechnet jetzt und heute muss hier ein Grossereignis stattfinden. Ein Kontrolleur will von uns Parkgebühren einkassieren was wir "dankend" ablehnen und ihm erklären, dass wir nur die Abkürzung via Rennbahn gewählt haben. Nachdem auch dieses Hindernis glücklich überstanden ist legen wir eine kleine Ziggipause ein. Als Schattenspender dienen die herrlichen, violett blühenden Fliederbäume.
Rast unter violetten Blütenpracht Myrtenbäume, so weit das Auge reicht
Kurz nach 2 Uhr erreichen wir das Hotel Best Western Plus in Long Beach. Seit einigen Jahren logieren wir immer wieder hier. Das Hotel ist ruhig in der Downtown gelegen, in der Nähe zum Pier und anderen Sehenswürdigkeiten, die man bequem zu Fuss erreichen kann.
Am Abend um 6 Uhr sind wir bei Daniel im Spital. Sein Zustand ist unverändert wenn man vom Umstand absieht, dass er resigniert und offensichtlich selbst auch keine Hoffnung auf Besserung mehr hat. Das Formel1-Spezialheft von Kicker, das ich ihm seit vielen Jahren zusende oder persönlich bringe schaut er an. Die meisten der Fahrer kennt er aber nicht, da diese nach 2009 zur F1 stiessen. Die Schrift im Heft ist für ihn zu klein und so erlischt das Interesse am Heft bald. Das beiliegende Poster muss Ginny für ihn vis-a-vis von seinem Bett an die Tür heften. Ginny laden wir zum Nachtessen bei Applebees ein. Es mutet ein wenig seltsam an, dass in der ganzen Umgebung des Restaurants fleissig nach Öl gebohrt wird. Bevor wir aber ins Lokal können müssen wir mehr als 30 Minuten warten bis ein Tisch frei wird. Das Warten lohnt sich .....
Oelpumpen neben Restaurant Applebee's Neighborhood Grill and Bar

Montag, 12. Mai 2014

Ginny hat am heutigen Tag frei und will mit uns einen kleinen Ausflug machen. Wir treffen uns bei Daniel im Spital. Der hauptsächliche Grund weshalb wir nach Long Beach kommen ist Daniel und so ist es klar, dass wir zuerst einige Zeit mit ihm verbringen. Kurz nach 10 Uhr brechen wir auf. Unser Ziel ist das Schriftzeichen von Hollywood, die grossen Buchstaben "H o l l y w o o d". Wir wollen von dieser Stelle die Aussicht auf ganz Los Angeles geniessen. Vorbei an zum Teil herrschaftlichen Häusern windet sich die enge Strasse den Berg hinauf. Kreuzen ist zum Teil schwierig oder gar unmöglich. Etwa 1 Kilometer vor dem Ziel ist die Strasse wegen Bauarbeiten gesperrt. Nur dieser eine Weg führt zu den grossen Buchstaben und der ist nun mit einem Fahrverbot belegt. Parkieren ist unmöglich, es sei den man stellt das Auto in die Einfahrt eines der Häuser was wohl von den Besitzer nicht gern gesehen würde. OK, also kommt nun Plan B zum Zuge was heissen soll unser Ziel ist nun Santa Monica. Genauer gesagt, der Pier in Santa Monica. Bei Bubble Gump wartet ein köstliches Mittagessen auf uns. Mit Ginny spaziere ich noch bis zur Spitze des Piers um da einige Fotos zu machen. Anschliessend muss Ginny nach Hause um noch ein wenig zu schlafen. Um 11 Uhr in der Nacht muss sie dann wieder mit ihrer Arbeit beginnen. Nach einem weiteren Besuch bei Daniel fahren wir zurück ins Hotel. Am Abend spaziere ich wieder durch Long Beach um noch einige Nachtaufnahmen zu machen.
End of Route 66, Santa Monica Pier Ginny

Dienstag, 13. Mai 2014

Daniel ist bereits munter. Zum ersten Mal erleben wir, dass sein Mitbewohner im Spital Besuch hat. Zum ersten Mal sehen wir diesen Mann wach. Bisher dachte ich immer er sei im Koma, da er stets regungslos im Bett lag. Wir versuchen mit Daniel ein wenig schriftlich zu Kommunizieren. Leider geht dies je länger je schlechter da er nun viele Buchstaben nicht mehr richtig schreibt. Schade, eine der letzten Möglichkeiten um sich mit Daniel zu unterhalten schwindet langsam. Einzelne Wörter kann er noch schreiben, die Sätze jedoch machen in der Regel keinen Sinn mehr. Nach dem Besuch bei Daniel fahren wir einmal in eine andere Richtung. Einfach südwärts entlang der Küste von Long Beach. Dann erinnere ich mich, einmal etwas über Seal Beach gelesen zu haben. TomTom führt uns auf dem besten Wege dahin. Seal Beach liegt an der California State Route 1, die auch unter dem Namen Pacific Coast Highway bekannt ist. Im schmucken Städtchen setzen wir uns in ein Restaurant um einen Kaffee zu trinken. Die lustige und fröhliche Bedienung legt gleich einmal munter ein Gedeck auf, in der Hoffnung uns eine Mahlzeit verkaufen zu können. Da ich am Morgen bereits im Hotel ein Frühstück zu mir nahm, ist mein Hunger eher noch klein. Anita bestellt für sich aber ein Club Sandwich. Um Anita nicht so ganz alleine essen zu lassen, wähle ich von der Speisekarte einen Apple Pie. "Oh, sorry, leider haben wir im, Moment keinen mehr", ist die enttäuschende Aussage der fröhlichen Bedienung. Also bestelle ich Brownies mit Vanilleglace. Ein älteres Paar (in unserem Alter) am Nebentisch beginnt mit uns zu plaudern und erzählt einiges über Seal Beach.
Am Abend gehen wir mit Ginny wieder zum Essen. Die Wahl des Lokals haben wir ihr überlassen. Es wundert uns gar nicht, dass Ginny's Wahl auf ein Thai-Restaurant in Lakewood gefallen ist.
Seal Beach Long Beach by Night

Mittwoch, 14. Mai 2014

Der letzte Ferientag in Long Beach ist angebrochen. Um 8 Uhr wollen wir Ginny im Spital treffen. Zuvor kaufen wir noch Früchte, Donuts und andere Leckereien ein. Zusammen mit einigen Tafeln Schweizer Schokolade und einem Lebkuchen mit Berner Bild füllen wir zwei Einkaufstaschen und bringen dies als kleines Dankeschön den Pfleger und Pflegerinnen in Daniels Spital. Diese kleine Gabe ist gern geschehen und im Nu ist jeweils alles unter den Angestellten verteilt. Der Abschied von Daniel und Ginny fällt uns wie jedes Jahr schwer. Ginny machen wir den Vorschlag, dass sie nächstes Jahr einige Tage nach Bullhead City kommt und ich in dieser Zeit bei Daniel bleibe. Es ist höchste Zeit, dass Ginny auch wieder einmal einige Tage entspannen kann. Ginny stimmt diesem Vorschlag zu. Ob es dann im nächsten Jahr aber auch wirklich für einige Tage los lassen kann ist dann ein anderes Kapitel.
Im Hotel packen wir unsere Sachen zusammen, frühstücken, checken aus und fahren Richtung Indian Canyon und Bullhead City los. Hadleys in Cabazon liegt auf unserer Strecke. Wir werden aber noch einige Wochen in den Staaten bleiben und bis wir nach Hause fliegen sind die Datteln schon fast alt. Aus diesem Grunde verzichten wir in diesem Jahr unseren Freunden in der Schweiz Datteln mit Baumnüssen zu bringen. Im letzten Jahr wollten wir die Indian Canyons besichtigen, hatten aber die Webseite zu wenig genau gelesen. Prompt fuhren wir an einem Sonntag zum Canyon und mussten dann feststellen, dass der Canyon am Sonntag für Besucher geschlossen ist. Zwei grosse Naturereignisse setzten im letzten Jahr dem wunderschönen Canyons zu. Zuerst ein grosses Feuer, das einige Quadratkilometer Buschland vernichtete, dann im August eine Überschwemmung, wo tonnenweise Geröll und Sand über die Strassen gespült wurde. Schäden sieht man aber fast keine mehr, da das meiste wieder repariert wurde. Die Strassen sind neu asphaltiert. Die Canyons selber muss man aber auf Fusswegen erforschen. Um alle Canyons zusehen, haben wir zu wenig Zeit. So konzentrieren wir uns auf den Palm Canyon. Dazu steht auf der Webseite folgendes geschrieben.

Palm Canyon: Fifteen miles long, Palm Canyon is one of the areas of great beauty in Western North America. Its indigenous flora and fauna, which the Cahuilla people so expertly used and its abundant Washingtonia filifera (California Fan Palm) are breathtaking contrasts to the stark rocky gorges and barren desert lands beyond. A moderately graded, foot path winds down into the canyon for picnicking near the stream, meditating, exploring, hiking or horseback riding. While in Palm Canyon visit the Trading Post for hiking maps, refreshments, Indian art and artifacts, books, jewelry, pottery, baskets, weaving, and conversational cultural lore

Wir fahren bis zu der oben beschriebenen Trading Post. Anita setzt sich in den Schatten des "Gartenrestaurants" und beobachtet Kolibris, die an künstlichen Nektartränken Nahrung zu sich nehmen. Ich folge dem gewundenen Pfad der ins Tal führt. Zu Beginn wird mit einer grossen Warntafel darauf hingewiesen, dass der Canyon die Heimstätte von Klapperschlangen und Berglöwen ist. Nun, es sei gleich gesagt. Ich bekomme weder Klapperschlangen noch überdimensionierte Katzen zu Gesicht. Im Schatten eines Baumes huscht aber eine Echse über den Sand um dann auf einmal zu verharren und mir Gelegenheit gibt um ein Foto zu schiessen.

Palm Canyon, grün aber trocken Flinke Echse
Leider müssen wir die Erkundungen frühzeitig abbrechen. Eine Fahrzeit von fast 4 Stunden liegt noch vor uns. Ein grosser Teil der Strecke (Interstate-62 und Interstate-95) liegt in Wüstengebiet. Bei einem Rast mitten im Nirgendwo (einfach um die Beine zu vertreten und eine Ziggi zu rauchen) spüren wir, dass es im Vergleich zu Long Beach ein wenig heisser ist, die Luftfeuchtigkeit aber bloss etwa 10 bis 12% beträgt. Obwohl ich die Wüste faszinierend finde (wenn man zu Fuss ist und all die kleinen Wunder beobachten kann) empfinde ich die Fahrt durch die Einöde alles anders als spannend. Die Geschwindigkeitslimite ist bei 65 Meilen/h. Bei dieser Geschwindigkeit hat man praktisch keine Chance eines der Wüstentiere zu entdecken. Und wenn man einmal eine Bewegung zwischen den Kakteen oder Tumbleweeds sieht, ist das Tier garantiert verschwunden sobald man das Auto gestoppt hat.
Um 6 Uhr am Abend (oder auch ein wenig) später erreichen wir Bullhead City. Nun beginnen für uns Relaxferien. Für die nächsten Tage haben wir keine grossen Pläne.
Laughlin - Long Beach - Laughlin
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