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Denver - Leadville

Plan

Am ersten Morgen werden wir in Denver noch eine kleine Stadtbesichtigung vornehmen, diverse Utensilien einkaufen (Kühlbox, Benzinkanister, Lockenwickler) um uns anschliessend auf den Weg Richtung Leadville zu machen. Unterwegs wollen wir im Genesee Park die Elche besichtigen, in Georgetown die alte Eisenbahn fotografieren und anschliessend über den Loveland Pass (3655 müM) fahren bevor wir in Dillon eine Mittagspause machen. Nach dem Essen haben wir die Wahl: Direkt nach Leadville (1 Stunde Fahrzeit) oder via Minturn - Tennessee Pass (2 Stunden Fahrzeit). Am späteren Nachmittag ist noch ein Kurztripp zu den Twin Lakes auf dem Programm. Leadville ist eine alte Minenstadt und es bestehen noch viele der alten Gebäude. Leadville liegt in der Nähe von Aspen und bezeichnet sich als höchstgelegene Stadt der USA. Dies trifft im engeren Sinne zu, es ist die höchstgelegene incorporated city, jedoch nicht die höchstgelegene incorporated town.
Saloon in Leadville

Facts

Temperaturen, 05. September 2008:
Denver min: 7 Grad C; max: 11 Grad C
Leadville min: 2 Grad C; max: 17 Grad C

Strecke mit Auto: 218 Meilen bzw. 350 Kilometer

Bericht

Der Wunsch, sieben bis acht Stunden zu schlafen sollte leider nicht klappen. Schon bald erwachte Anita wieder. Kein Wunder, es hatte fast den ganzen Weg von Washington nach Denver geschlafen. Einen Blick auf den Zimmerwecker zeigte ihm, dass es erst 3 Uhr in der Früh war. Lieb wie es nun einmal ist verzichtete es darauf mich um diese Zeit zu wecken (bzw. ich hörte seine Rufe nicht) und wartete noch zwei Stunden, wach liegend im Bett. Als die Uhr auf dem Hotelwecker die fünfte Stunde anzeigte fand Anita aber ich hätte nun wirklich genug geschlafen und rief mich. Zuerst sanft, dann etwas weniger sanft und dann gar nicht mehr sanft. Endlich erwachte ich und schaute auf mein Handy. Dessen Display sagte mir, dass es erst 3 Uhr war und auf dem Hotelwecker eine falsche Zeit eingestellt war. Nun, an ein Schlafen war jetzt natürlich nicht mehr zu denken. Anderseits konnten und wollten wir uns noch nicht auf den Weg Richtung Leadville machen da in der Finsternis die Sehenswürdigkeiten unbemerkt an uns vorbei ziehen würden. Wir warteten noch ein wenig, packten die Koffer um (damit die Kühltasche für die Getränke frei wurden) und verliessen kurz vor sechs Uhr das Hotel um bei Starbucks einen köstlichen Latte Macciato zu trinken. Mit den ersten Sonnenstrahlen, die die Wolkendecke durchbrachen, fahren wir Richtung Genese Park. Unsere Jacken lagen griffbereit auf den hinteren Sitzen. Bei jedem Halt wu¨rden wir diese sicherlich gerne anziehen. Nach nur wenigen Meilen erblicken wir die Abzweigung zur Genese Road. Nun hofften wir, den einen oder anderen Elch zu erblicken. Am Wegesrand lagen einzelnen Einfamilienhäser und kleine Wohnquartiere, eingebettet in grosse Wälder. Wachsam wie ein Jäger auf der Pirsch durchstreiften wir das ganze Gebiet. Elche? Fehlanzeige. Nun, wir waren ja nicht in einem Zoo oder Tiergarten wo die Tiere hinter Gittern leben und da verwunderte es uns nicht, dass man die Tiere nicht einfach so am Wegesrand stehen sah. Nahe bei einem Haus erblickte ich eine Bewegung hinter einigen Bämen. Leise liess ich das Auto die Strasse hinunter rollen. Drei junge Elche knapperten das Grün von den Bäumen und rupften einzelne Grashalme aus dem Boden. Von unserer Anwesenheit liessen sich die Tiere nicht stören. Leider waren dies offensichtlich die einzigen Tiere die wir zu Gesicht bekamen. Wir fuhren kreuz und quer durch das ganze Gebiet und nun galt es den richtigen Weg zur US 70 zu finden. Mein innerer Kompass sagte mir, die Strasse musste in nördlicher Richtung sein. Bei einer Abzweigung sah ich den Wegweiser zur US 70 leider etwas zu spät. OK, kein Problem. Anstelle zu wenden beschlossen wir bei der nächsten Strasse nach links abzubiegen. Bald schon fuhren wir zu einer Kreuzung und setzten unser Vorhaben in die Tat um. In langsamer Fahrt liessen wir den Mercury die Strasse hinunter gleiten. Zum Glück waren wir langsam gefahren. Mitten auf der Strasse stand ein mächtiger Elchbulle als wäre er der Country Sheriff. Aus dem Wald und vorbei an einzelnen Häusern stolzierte eine ganze Herde über die Strasse. 20, 30, 50 und mehr Tiere gingen mit gemächlichen Schritten an uns vorbei. Leider konnten wir nicht einfach auf der Strasse stehen bleiben, da andere Fahrzeuge hinter uns anhalten mussten. Mit grösster Sorgfalt fuhren wir durch eine Lücke im Rudel der Elche um bald darauf wieder die US 70 zu erreichen.
Elche im Genese Park Elche im Genese Park
Bis zu unserem nächsten Halt dauert es nicht sehr lange. Knappe 30 Minuten später erreichten wir das alte Städtchen Georgetown. Von Georgetown aus kann man mit der "Georgetown Loop Historic Railroad" einen herrlichen Ausflug machen. Obwohl die Rundreise bloss 1 h 15 min dauert, verzichteten wir darauf. Der Fahrplan passte leider nicht ganz in unseren Zeitplan. In einem kleinen Restaurant legten wir eine kurze Pause ein bevor wir in der Stadt die alten Häuser besichtigten.
Silver-Plume-Depot Hotel Paris in Georgetown
Frisch gestärkt nahmen wir nun die erste grosse Hürde unter die Räder. Wir verzichten darauf durch den Eisenhower-Tunnel zu fahren sondern wählten die Route über den Loveland Pass. Steil steigt die Strasse in die Berge. Da Lastwagen mit gefährlichen Gütern nicht durch den Tuinnel dürfen sondern die Route über den Pass nehmen MÜSSEN ist die Strasse sehr gut ausgebaut. Auf der Passhöhe wehte ein kalter Wind der die bereits recht tiefen Temperaturen noch verstärkt. In der Schweiz ist praktisch auf jeder Passhöhe ein Restaurant oder eine Alphütte. Hier in den USA weisst nur eine Tafel des US Departement of Agriculture darauf hin, in welcher Höhe man sich befindet. In diesem Falle waren es nun 11'990 Fuss bzw 2'655müM.
Strasse auf den Loveland Pass Passhöhe Loveland Pass
Am Lake Dillon bzw. in Dillon wollten wir einen Halt einlegen. Weil es uns aber auf der Bergeshöhe so gut gefallen hatte fahren wir gleich weiter Richtung Vail und Minturn. Durch ein malerisch schönes Tal führte uns die Strasse bis zur Red Cliff Brücke. Das filigrane Bauwerk spannt sich von einer Talseite zur anderen. Ganz unten im Talkessel schlängelt sich das schmale Band der Eisenbahnschienen durch die Landschaft. Einige Meilen weiter entdeckten wir eine Pferdeherde. Die Hufe waren nicht beschlagen und Zäune keine zu sehen. Trotzdem bin ich mir nicht ganz sicher ob es echte Wildpferde waren. Wir waren im Wilden Westen und deshalb glaubten wir die Version von Wildpferden. Auf dem Tennesse Pass bekamen wir noch eine kleine Lektion in Geschichte erteilt. Hier trainierte einst die 10th. Mountain Division der US Army ihren Einsatz. Nach dem Training wurden die Soldaten in den 2. Weltkrieg in die Bergen Europas (Italien) geschickt.
Tennesse Pass Wildpferde
Bereits am Mittag trafen wir in Leadville ein. Da im Super-8-Motel noch ein Zimmer zu haben war und wir dieses auch gleich beziehen konnten, legte sich Anita noch etwas zur Ruhe. Verständlich seine Müdigkeit schliesslich war Anita seit 1 Uhr am Morgen wach. Nach einer kurzen Besichtigung von Leadville beschlossen wir zu den Twin Lakes zu fahren. In der warmen Herbstsonne spazierten wir entlang eines Sees, setztten uns auf einen Baumstrunk und genossen die mitgebrachten Früchte. Ein kurzer Blick auf die Strassenkarte zeigte uns eine Möglichkeit wie wir den Tag abschliessen konnten. Über den Independence Pass führt die Strasse nach Aspen. Bis Aspen wollten wir nicht, aber von der Passhöhe die Ausicht auf die Viertausender zu geniessen erschien lohnend. Auf dem Pass angekommen, sahen wir einen Wanderweg der vom Parkplatz zu einer Aussichtsplattform führte. Beim Aufstieg zu der Plattform wurde schnell klar wie hoch der Pass ist. Wir waren auf einer Höhe von 3'600 müM sind. Die Luft war etwas dünner geworden und mahnte zu langsamen Schritten.
Twin Lakes Independence Pass Panorama von Independence Pass
Für den ersten Tag unserer Reise hatten wir nun genügend Pässe erklommen und nun wollten wir noch die alten historischen Häuser in Leadville besichtigen. Der alte Saloon von 1879 macht einen etwas düsteren Eindruck. Auf der anderen Strassenseite entdeckten wir einen etwas heller gestalteten Saloon. In diesem Saloon hatte einst Doc Holliday (der Zahnarzt, Gambler und Revolverheld) seinen letzten Gunfight. Wegen eines kleinen Betrag (den sich der Gambler beim Pokern zu ergaunern hoffte) schoss er auf den Sheriff und verwundete diesen. Darauf musste Holliday die Stadt ziemlich eilig verlassen. Die Spuren des Kampfes wurden in der Zwischenzeit alle beseitigt, Glückspiele finden auch keine mehr statt aber die Küche ist sehr zu empfehlen. So konnten wir ein herrlich zubereitetes Steak geniessen bevor wir, müde von der Bergluft, im (sauberen) Super-8-Motel einige Stunden schliefen.
Der älteste Saloon in Leadville Stätte des letzten, bekannten Gunfights von Doc Holliday
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