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St. Anton am Arlberg - Urigen

14.09.2018
Heute können wir ausschlafen. Leider ignoriert meine innere Uhr diesen Umstand und weckt mich zur gewohnten Zeit. Als erstes studiere ich die Wetterkarten. Oha, das sieht doch schon wieder ganz anders aus. Kein Regen am heutigen Tag. Noch ist der Himmel wolkenbedeckt, noch fallen weiter westlich ein paar Tropfen vom Himmel, noch ist es relativ kühl. Aber gerade richtig um ein wenig durch St. Anton zu spazieren. Ich überlege mir wie viel Bargeld wir noch benötigen werden. Eigentlich nur noch bei der Mautstelle auf der Silvretta Hochalpenstrasse und vielleicht ein paar Euros für einen Kaffee. Einen Blick in meine Brieftasche zeigt, dass es knapp werden könnte. Also hole ich bei einem Bancomaten noch ein paar Euros. Nun, Euros kann man immer wieder verwenden also ist das Geld nicht verloren.
Zurück beim Hotel treffe ich Dominique, der ebenfalls "zu früh" aufgestanden ist. OK, wenn wir schon beide auf und munter sind können wir auch den Frühstücksraum stürmen. Wir bedienen uns am Buffet und der Wirt fragt, ob wir noch Spiegel- oder Rühreier möchten. Dominique findet dies eine gute Idee und bestellt zwei Rühreier. Geliefert werden zwei Spiegeleier. So viel zum Thema "Aufmerksames Zuhören im Kundenkontakt". Oder vielleicht sind dem Wirt zum ersten Mal die Eier beim Aufschlagen nicht kaputt gegangen und er fand es schade die ganzen Eier zu quirlen. Wie auch immer, alles schmeckt und sonst stimmt auch alles. Auf Grund der guten Wetterprognose beschliessen wir bereits um 10 Uhr zu starten. Somit haben wir noch genügend Zeit um alles zu packen oder mit den Lieben in der Schweiz zu telefonieren. Ich bringe meine Tasche nach unten und schnalle sie auf dem Motorrad fest. Noch habe ich viel Zeit um einen weiteren Kaffee zu trinken. Der Wirt verlangt allerdings kein Geld für diesen Kaffee. Dies gehöre noch zum Frühstück, meint er. Anschliessend plaudern wir angenehm zusammen. Er erzählt mir von seinen Reisen in die Schweiz und das er im Wallis immer Schafskäse kaufe. Der sei teurer als in Österreich aber sehr, sehr gut.
Wir betanken die Motorräder auf, schmieren noch die Ketten und fahren los um die schönste und beliebteste Gebirgsstrasse der Alpen zu befahren. Nicht ohne Grund nennt man sie auch "Traumstrasse der Alpen für Geniesser". Für Geniesser, nicht für Raser! Auf einer Länge von 34 Kilometer hat es 34 Kehren und keine Schlaglöcher. Leider ist der Himmel immer noch bedeckt mit Wolken. Die viel gerühmte Sicht mit dem Blick auf den Piz Buin ist leider auch nicht vorhanden. Auf der Bielerhöhe halten wir kurz nach 11 Uhr an um ein wenig die frische Bergluft zu geniessen. Wir parkieren unterhalb des Restaurant Piz Buin. Töne eines Posaunenspielers sind zu hören. Offensichtlich übt er Lieder für die nächste Weihnachten ein. Zu seinem Glück ist Weihnachten erst in 100 Tagen. Bisher kann er erst eine Zeile eines Liedes spielen, die aber immer wieder. Wir laufendem See entlang zum Kiosk, wo auch die Cars Halt machen. Wie dies so ist bei Touristenorten treffen wir andere Touristen aus der Schweiz, die auf einer Carreise sind. Wir plaudern ein wenig, bringen frischen Rauch in die Atmosphäre, knipsen ein paar Fotos und gehen dann zurück zu unseren Motorrädern und fahren talwärts. Die Mautstelle ist trotz Wolken gut zu sehen und somit sind auch die je 12 Euro zu bezahlen.
Kilometer um Kilometer fahren wir in Richtung Lichtenstein und Schweiz. Mein linker Rückspiegel ist schon längere Zeit lose und wird durch den Fahrtwind abgedreht. Bei Feldkirch halten wir kurz an und versuchen die zwei Muttern, die entgegen gesetzt sind, festzuziehen. Mit einem Gabelschlüssel ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn ich eine Mutter anziehe, löse ich zugleich die unterste Schraube. Ziehe ich dann diese Schraube an, ist wohl der Spiegel festgeschraubt, schaut aber total in die falsche Richtung. Im Moment können wir selten überholen und so ist der eine Spiegel nicht so wichtig. Lichtenstein ist zum Glück nicht sehr gross. Ohne einen einzigen Stopp einzulegen durchqueren wir das ganze Land. Bei Buchs befahren wir wieder schweizerische Strassen. Der Spiegel nervt, der (fehlende) Spiegel behindert. Wir suchen mit Google Maps einen Motorradhändler in der Nähe und werden gleich fündig. Stricker Honda an der Rheinstrasse ist nur noch 2 Minuten entfernt. Ich erkläre dem Mann mein Problem und schon nimmt er zwei Gabelschlüssel in die Hand. Wir plaudern noch kurz über meine HONDA NC 750 SD Dual Clutch ABS. Bei der Frage nach der Zahlung lehnt er ab und weist bloss auf die Kaffeekasse hin. Ich will 10 Franken einlegen aber auch das wird abgelehnt mit der Begründung es sei zu viel. Merci!
Via Sevelen, Sargans fahren wir nun zum Walensee. Einst hiess dieser See im Volksmund "Qualensee" da man praktisch zu jeder Zeit im Stau stecken blieb. Dank der Autobahn ist aber nun die Kantonsstrasse fast leer. Einige Kilometer fahren wir direkt dem See entlang. Bei Mühlehorn verlässt die Strasse aber den Uferstreifen und führt in die Höhe. Nun haben wir einen wunderbaren Ausblick auf den ganzen See. Mein Magen und meine Knochen melden sich fast gleichzeitig. Der eine weil er leer ist, die Knochen weil sie steif sind. Da wie fast immer ich vorausfahre, muss ich Dominique kein Zeichen geben um eine Pause einzulegen. Ich fahre einfach auf den Parkplatz beim Hotel Restaurant Kerenzerberg. Gross ist der Hunger nicht und viel will ich nun am Nachmittag auch nicht mehr essen. Ein "Meitschibei" genügt meinen Ansprüchen vollkommend (hat nichts mit Kanibalismus zu tun, ist auch nicht sexistisch gemeint). Am Himmel ziehen mit grosser Geschwindikeit Wolken vorbei. Ein paar Tropfen fallen nun vom Himmel. Der Spuck ist aber schnell vorbei. Es hat nicht einmal gereicht um die Strassen nass zu machen.
Wir fahren in Richtung Klausenpass. Allerorts werden die Kühe von der Alp ins Tal gebracht und natürlich immer auf den Strassen wo wir fahren. Das Problem ist nicht bloss die Zeit wo man anstehen muss bis die Sennen die Kühe auf eine Strassenhälfte treiben können. Ein viel grösseres Problem sind dann die grossen Alpenpizzas auf der Strasse, die doch sehr rutschig sind. Auf dem Klausenpass halten wir gar nicht erst an. Bis zum reservierten Hotelzimmer sind es nur noch 7 Kilometer und Fotos haben wir noch genügend von der letzten Tour (wir schummeln). Hotel Posthaus Urigen ist alles andere als ein übliches Hotel. Es ist sehr einfach, Dusche nicht im Zimmer sondern auf der Etage, aber alles ist sehr sauber. Die Dusche dürfte kein Problem sein, da auf meiner Etage nur ein weiteres Zimmer belegt ist. Dominique hat die obere Etage f¨r sich alleine. Das Essen ist hervorragend und ausreichend. Wir verzichten gar auf einen Dessert. Nach einem kurzen Spaziergang fragen wir den Wirt ob er Pokerkarten habe (mit Joker). Er geht hinauf in seine Wohnung um uns seine privaten Karten zu holen. Da er diese aber nicht findet, rennt kurz darauf seine Tochter in die Wohnung und bringt uns die Karten. So einen Service erlebt man selten.
Wir spielen bis 22 Uhr. Es spielt keine Rolle wer gewinnt. Die Hauptsache ist, dass wir einen gemütlichen Abend haben. Und so nimmt Dominique die Niederlage auch nicht zu Herzen.
Silvretta Hochstrasse 2032 m.ü. M
Silvretta Stausee Silvretta Bielerhöhe Silvretta Staumauer
Klausenpass 1948 m.ü. M
Restaurant Klausenpass Altdorfer Seite Seite Linthal
Urigen 1278 m.ü. M
Immer wieder führt der Weg nach Biel Rindviecher auf der Strasse Gästehaus in Urigen
Route von St. Anton nach Urigen
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