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Santa Maria - St. Anton am Arlberg

13.09.2018
Pünktlich wie immer treffen wir uns um 07:45 zum Frühstück. Beim Auschecken fragt der Hotelmanager nach unseren Plänen des Tages und gibt uns den Ratschlag auf dem Stilfser Joch rechts zum Tibethaus zu fahren. Von da habe man die beste Aussicht auf die Serpentinen. Bevor wir den nächsten Pass in Angriff nehmen müssen wir aber noch auftanken. Dazu fahren wir die kurze Strecke im Dorf zurück bis zur einzigen Tankstelle und Garage. Die Tagesetappen sind immer fast gleich lang, die Menge Benzin, die wir benötigen entsprechend. Dominiques Kawasaki verbraucht 15 Liter, meine Honda bloss 10 Liter.
Die Strasse auf den Umbrailpass ist jetzt am Morgen noch absolut ohne Verkehr. Obwohl die Strasse nicht sehr breit ist können wir in zügiger Fahrt Kurve um Kurve geniessen. Dominique fährt voraus, da er wieder ein wenig mehr und länger am Gasgriff ziehen will als ich (einer muss ja vernünftig bleiben). Trotzdem kommen wir fast zeitgleich auf der vereinsamten Passhöhe an. Die Passhöhe ist zugleich die Grenze nach Italien. Kein Mensch ist hier zu sehen. 25 Minuten auf dem Motorrad und schon eine Pause? Nein, nur kurz absteigen und mit ein paar Fotos unsere Töfftour dokumentieren. Next Stop: Stilfser Joch. Dominique fährt wieder vor und kommt auch tatsächlich 4 Sekunden vor mir auf dem Pass an. Nun noch hoch bis zum Tibethaus und da die versprochene Aussicht zu geniessen. Der Tipp hat wirklich gehalten was er versprochen hat. Fantastische Aussicht auf die Strasse in Richtung Stilfs.
Spitzkehre um Spitzkehre fahren wir in einem Schwung talwärts. In einer der Kurve sehen wir den Fotografen sitzen, der von jedem Motorrad, von jedem Velofahrer ein Foto schiesst in der Hoffnung es anschliessend für 8 Euro verkaufen zu können. Die Fahrt nach Meran ist alles andere als lustig. Viel zu viel Verkehr quält sich auf der SS38 Richtung Meran. Landschaftlich jedoch ist es wunderschön. Rechts und links der Strasse reiht sich ein Apfelbaum an den anderen. Extra schmale Traktore mit Anhänger und Obstkisten kommen uns entgegen oder fahren im schmalen Abstand zwischen den Baumreihen. Es ist Erntezeit und entsprechend viele dieser landwirtschaftlichen Vehikel sind unterwegs. Das diese nicht mit 90 km/h fahren versteht sich von selbst.
In Meran lenke ich das Motorrad auf einen grossen Parkplatz am Praderplatz. Am Rande des Platzes habe ich eine Fritenbude entdeckt. Einen Parkplatz zu finden ist allerdings sehr schwer. Ausser man macht es wie viele andere hier auch. Man parkt ausserhalb der markierten Felder und blockiert so einem anderen die Wegfahrt. Da wir aber unsere Fahrzeuge immer im Auge haben würden wir es sehen wenn jemand wegfahren will. Wir geniessen den Kaffee und Cappuccino, ich pfaffe ein Zigarettchen und auf dem Handy suchen wir den Weg, der aus dieser Stadt wieder hinausführt. Ist ganz einfach. Zuerst gerade aus, dann beim Kreisel halb rechts, dann bei dem nächsten Kreisel gerade aus, dann links abbiegen und vor dem Passer scharf rechts. Alles ganz einfach, oder? Aus der Vogelperspektive sieht das auf Google Maps auch ganz einfach aus. Aus der Froschperspektive ist die leichte Rechtskurve aber auf einmal doch recht eng, also muss es doch eher die zweite Ausfahrt sein. Nein, das war falsch. Nun ist aber TomTom nicht aktiviert, der sofort die Route neu berechnet würde. Also, eigentlich schon. Allerdings ist das Handy mit Navifunktion in der Jacke verstaut und nicht sichtbar. Zwei Mal müssen wir anhalten bis wir endlich einen Wegweiser zum Timmelsjoch finden und nun diesen folgen können.
Bei St. Leonhard im Passeier biegen wir links ab und nun sind wir auf einer der schönsten Passstrecke der Alpen. Hier auf der italienischen Seite ist die Strasse nicht sehr gut ausgebaut und eher schmal. Für Motorradfahrer aber ein absoluter Traum. Bei Moos in Passeier ist eine Baustelle und wir müssen wieder einmal halten. Vor uns drei deutsche Motorradfahrer, die nervös am Gasgriff ziehen. Dominique gibt mir ein Zeichen, dass er nun mit diesen Jungspunden den Pass hochfahren will. Kaum wird es grün zischen sie ab wie Raketen. Etwas gemütlicher fahre ich ihnen nach. Eigentlich immer mit demselben Abstand. Auch hier in Italien gibt es eine Geschwindigkeitslimite. Auch wenn man diese etwas grosszügiger auslegt ist man nicht wirklich sehr viel schneller unterwegs. Die paar Sekunden Rückstand verdoppeln sich bald weil ich durch Gegenverkehr am Überholen gehindert werde. Bei der nächsten Baustelle treffe ich gerade ein, als es wieder auf Rot schaltet. Nun sind mir die vier "Raser" enteilt. Dominique ist so lieb und nett und wartet oben auf dem Timmelsjoch auf mich. Die drei deutschen Jungs sind aber gleich weitergefahren. Wir aber machen wieder einmal eine Pause und sehen uns die Landschaft und das Bergrestaurant an.
Die österreichische Seite der Passstrasse ist ganz anders ausgebaut. Breit, frisch geteert und - mit einer Maut versehen. Für ein Motorrad kostet die einfache Fahrt 14 Euro. Wir geniessen die Fahrt trotzdem obwohl auf den 14 Kilometer bis Obergurgl bloss 10 Spitzkehren sind. Nun ist die nächste Station, die nächste Herausforderung nicht mehr weit entfernt ist. Die Öztaler Gletscherstrasse hat einen ganz anderen Charakter. Selbstverständlich wird auch hier eine Maut von 6 Euro fällig. Die Strasse ist enger und führt fast bis in den Gletscher. Wir halten endlich an und steigen ab und dies auf einer Höhe von 2825 müM. Leider ist der Himmel nun wolkenbedeckt, es fällt ein leichter Rieselregen, die Sicht ist miserabel und dass es kalt ist muss ich wohl nicht erwähnen. Unter diesen Umständen verzichten wir auf einen Picknick im Freien. Es reizt uns nicht einmal das Bergrestaurant zu besuchen. Die letzte Kaffeepause ist ja auch erst vor 45 Minuten gewesen. Gletscher bestaunen (der war sicherlich auch einmal grösser), ein paar Fotos machen, aufs Motorrad steigen und so schnell als möglich wieder ins Tal fahren wo es eine wenig wärmer ist.

Bedingt durch die schlechte Sicht habe ich eine Abzweigung übersehen. Die Strasse führt noch durch den Rosi Mittermaier Tunnel bis zum Tiefenbachgletscher. Falls wir wieder einmal in der Gegendsind, werden wir dies nachholen.

Sölden ist wenige als eine halbe Stunde entfernt. Am Nachmittag um 2 Uhr "Feierabend" zu machen ergibt keinen Sinn. Wir suchen ein neues Ziel unserer Tagesetappe und dies muss in Richtung der Silvretta Hochalpenstrasse liegen. Von St. Anton am Arlberg habe ich schon einmal etwas gelesen oder gesehen. Es liegt nicht ganz auf dem Wege aber ein paar Zusatzschleifen dürfen wir einbauen. Ein Hotel ist im Internet schnell gefunden und zwei Zimmer können wir auch reservieren. Alles klar, einer ruhigen Fahrt über Landstrassen steht nichts mehr im Wege. Ruhig? Ja schon aber zum Teil fast zu ruhig. Bei Brennbichl verengt sich die Strasse und ein Stau ist die Folge. Wir sind die einzigen Motorräder in der ganzen Kolonne und sind uns nicht sicher ob wir zwischen den zwei Kolonnen durchfahren dürfen oder nicht. So stehen wir im Stau, fahren einen oder zwei Meter, halten wieder an, Füsse auf den Boden, wieder anfahren, stoppen, anfahren, usw. Nach 20 Minuten wird es uns zu bunt und wir nutzen die Gasse zwischen den Autos und fahren bis zur Stelle wo sich der Stau bildet. Aber auch da. Problemlos lassen uns die Automobilisten einfädeln. Keiner hupt, keiner drängelt, keiner zeigt uns den Vogel. Nach Landeck müssen wir uns noch einmal mit Google Maps orientieren und lassen uns so bestätigen, dass wir auf der richtigen Strasse sind. Am Himmel braut sich langsam etwas zusammen. Dunkle Wolken ziehen auf und verheissen einen baldigen Regenguss von oben. Nur noch ein paar Minuten und wir werden in St. Anton einfahren. Ein paar Minuten zu früh beginnt es nun zu regnen. Und natürlich wird auch hier fleissig an der Strasse gebaut. Und natürlich regelt auch hier eine Ampel den Verkehr. Ein neuer Kreisel entsteht. Direkt beim Kreisel ist eine Tankstelle. Gut zu wissen. Hier können wir morgen auftanken bevor es in Richtung Silvretta Hochalpenstrasse geht. Nun aber fahren wir weiter bis zum nächsten Kreisel, biegen da rechts ab, fahren eine weitere Rechtskurve und schon sehen wir das Hotel Sailer. Wir parken die Motorräder direkt vor dem Eingang und bringen uns und unser Gepäck schnell ans Trockene. Ich bekomme ein Zimmer im ersten Stock mit Blick nach Süden, Dominique ein Zimmer mit Blick nach Osten in die Strassen von St. Anton. Wir treffen uns 45 Minuten später wieder um einen Stadtbummel zu machen. Der Regen hat in der Zwischenzeit sein kurzes Intermezzo aufgegeben und dank der Sonne ist die Strasse wieder trocken. Wir bummeln durch das Städtchen, das wohl in erster Linie im Winter vom Tourismus lebt. Bei den Restaurants studieren wir die Menukarten und warten darauf, etwas zu finden das uns anspricht. St. Anton ist nicht sehr gross und bald haben wir das Ende der Flaniermeile erreicht und machen eine Kehrtwendung. Mit leichtem Spott kommentieren wir die Namen der einzelnen Hotels, Ferienwohnungen und Chalets. Fast alle haben weibliche Namen. Haus Daniela, Pension Haus Lina, Appartements Monika. Nur noch die roten Lichter in den Fenster fehlen. Wir aber suchen immer noch eine Speiserestaurant. Endlich können wir uns entscheiden und müssen gleich bemerken, dass wir in St. Anton ausserhalb der Hochsaison sind. Abendessen wird erst ab 18 Uhr serviert, also in 20 Minuten. Nun, dann habe ich noch Zeit für eine Zigarette. Dominique raucht nicht. Macht nichts, jetzt hätte er Zeit um damit zu beginnen. Lieber nicht, wie oft wäre ich schon froh gewesen, wenn ich dieses Laster losgeworden wäre. Endlich taucht das Servicepersonal des Restaurants Steakhouse auf und wir können uns einen Platz aussuchen. Dominique wählt ein Hirschschnitzel, ich entscheide mit für ein Entrecote. Beide sind wir mit dem Essen und mit unserer Auswahl sehr zufrieden.
Zum Abschluss des Tages gehen wir noch ins arl.rock. Ein Sport- und Vergnügungszentrum beim Bahnhof von St. Anton. Die letzte Billardrunde endete 1:1 und Dominique möchte unbedingt zeigen, dass er jedes Spiel gegen mich gewinnen kann. Die erste Partie entscheidet er für sich. In der zweiten Partie liegt Dominique bereits klar in Führung. Nun will er mir einen Profistoss zeigen. Hopperla, das war wohl nichts. Die anvisierte Kugel hat er fast mit links ins Loch bugsiert. Die Berührung mit einer anderen Kugel löst aber eine kleine Kettenreaktion aus und am Ende ist die schwarze Kugel ebenfalls in einem Loch verschwunden. Somit steht es nun 2:2 und wir sind (fast) gezwungen eine weitere Partie zu spielen. Zufällig gewinnt Dominique diese wieder. Nun verlange ich Revanche. Ha, das läuft ja hervorragend für mich. Leicht liege ich in diesem Spiel vorne. Leider hat die Uhr 8 geschlagen und das Lokal wird geschlossen. Täglich geöffnet bis 22 Uhr! Nur nicht in der Nebensaison, da wird um 20 Uhr geschlossen. Auf eine paar Minuten Überzeit hat die Angestellte gar keine Lust und so müssen wir diese Partie unvollendet abbrechen.
Die WetterApp zeigt für den nächsten Tag Regen bis um 11 Uhr an. Unter diesen Umständen hat es keinen Sinn früh aufzustehen. Wir vereinbaren als Frühstückszeit 9 Uhr und wollen dann die Startzeit in Richtung der Hochalpenstrasse anhand der Regenradarkarte festlegen.
Umbrailpass 2501 m.ü. M
Blick aufs Stilfser Joch In Erinnerung an 1. Weltkrieg Schweizerisches Zollhaus auf Umbrailpass
Stilfser Joch 2757 m.ü. M
48 Spitzkehren bis Neuwies Rifugio Garibaldi Stilfser Joch- Passo dello Stelvio
Meran 318 m.ü. M
Kaffeepause in Meran
Timmelsjoch 2474 m.ü. M
Ankunft auf Timmelsjoch (Italien) Rasthaus Timmelsjoch (Österreich) Dominique (Schweiz) auf Timmelsjoch
Ötztaler Gletscherstrasse 2829 m.ü. M
Motorräder im ewigen Eis Rettenbachjoch Rettenbach Market
St. Anton a Arlberg 1294 m.ü. M
Dunkle Wolken empfangen uns Strasse in St. Anton Stockibach Altes Thönihaus
Route von Santa Maria im Münstertal nach St. Anton am Arlberg
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