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Crans-Montana - Flims

11.09.2018

Am frühen Morgen spaziere ich vor dem Hotel und halte meine Eindrücke mit der Kamera fest. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk ist Dominique zur vereinbarten Zeit da. Gemeinsam betreten wir den Frühstückssaal und schöpfen bei dem reichlichen, hervorragenden Buffet aus dem Vollen. So gestärkt verstauen wir unser Gepäck auf den Motorrädern, begleichen an der Rezeption die Rechnung und bedanken uns für den guten Service.
In langsamer Fahrt verlassen wir Crans-Montana. Die Serpentinen, die runter nach Sierre führen, geben uns das nötige Gefühl für das Motorrad. Einmal unten im Tal angekommen passieren wir bekannte Orte wie Leuk, Visp oder Brig. Nur wenig Verkehr ist auf der Strasse und so können wir die Sicht auf die Reben und Obstbäume geniessen. Nur in Brig staut sich der Verkehr ein wenig. Bald aber fahren wir durch das Goms. Bei der einen oder anderen Ortstafel müssen wir schmunzeln oder denken an ganz andere Regionen der Schweiz. In Bitsch denke ich an Anita, die zu Hause eine Jacke hat mit der Aufschrift "Crazy Bitch". In Biel denken wir natürlich an Biel-Bienne im Seeland. Kilometer um Kilometer spulen wir auf der Landstrasse ab bis wir nach rund zwei Stunden Ulrichen erreichen. Zeit für eine kleine Pause bevor wir hinauf zu dem ersten Pass des Tages fahren. Beim Volg finden wir ein Restaurant mit Gartenwirtschaft, die zum Halten einlädt. Kurz die Beine vertreten, die Muskeln lockern, eine Ziggi rauchen und einen Kaffee trinken. Bedingt durch die Planänderung des Vortages haben wir nun heute "zu viel Zeit". Als logische Folge davon ändern wir auch den heutigen Plan. Mit Google Maps finden wir im Tessin eine kleine Strasse. Bei Rodi-Fiesso ist eine Abzweigung. Die Strasse führt hinauf zu den Kastanienwäldern, nach Dalpe, Gribbio und Chironico. Diese abgelegene Strasse verheisst Spass und Abenteuer.
Die Pause dauerte alles in allem nicht mehr als 20 Minuten und nun fahren wir hinauf auf den Nufenenpass, den wir weiter 20 Minuten später erreichen. So genau schauen wir jeweils auch nicht auf die Uhr. Möglicherweise waren es auch nur 16 oder 17 Minuten. Wir halten wohl an auf der Passhöhe aber bloss um einige Fotos zu schiessen. Die Tessiner Seite des Passes weist nur wenige Serpentinen auf. Die grösste Schwierigkeit bei der Talfahrt besteht darin die Geschwindigkeitslimite einzuhalten. Es genügt ja bloss eine kleine Drehung am Gasgriff und schon riskiert man eine Busse. Wir aber sind brave Biker, die das Gesetz respektieren und zudem den Fahrausweis nur ungern abgeben möchten. Die Abzweigung nach Dalpe finden wir problemlos und schon bald fahren wir auf einer kleinen Strasse. Die Strasse ist schmal und bietet nur wenigen Möglichkeiten um ein entgegenkommendes Auto zu kreuzen. Wir können nur hoffen, dass keiner durch die Kurven rast im Glauben es sei niemand auf dieser Strasse. Nach Dalpe sehen wir tatsächlich kaum noch ein Auto. Hie und da eines, das am Wegesrand steht und wohl einem Pilzsammler oder Jäger gehört. Auf der Strasse liegen einige Kastanien und nun wird mir bewusst, dass wir durch einen der Tessiner Kastanienwälder fahren. Diese Edelkastanien sind essbar. Wir lesen sie aber nicht auf, da wir unterwegs weder die Zeit noch die Möglichkeit haben um diese Maronis zu rösten.
Als wir Gribbio erreichen trauen wir unseren Augen fast nicht. Die Strasse ist nicht mehr geteert. Es ist aber auch nicht einfach ein Feldweg, der durch diese kleine Ortschaft führt. Grössere und kleiner Steine wurden auf dem Boden aneinandergereiht und im Laufe der Zeit fest in die Erde gepresst. Die bilden nun die Grundlage dieser Strasse. Dazwischen aber spriesst Gras und die eine oder andere Blume. Mit grösster Vorsicht lenken wir unsere Motorräder durch Gribbio. Kaum haben wir das Ende des Dorfes erreicht beginnt auch wieder das Asphaltband, das sich Strasse nennt. Einige letzten engen Kurven und Serpentinen und schon erreichen wir wieder die Kantonsstrasse.
Der nächste Pass auf unserer Route heisst Lukmanierpass, auf dem zugleich die Kantonsgrenze zwischen Tessin und Graubünden verläuft. Da in der frischen Bergluft suchen wir das Ziel unserer Tagesetappe. Disentis (ursprünglich geplant) kommt nicht in Frage, da die Ortschaft nur noch wenige Kilometer entfernt ist. Wir entscheiden uns für Flims und finden mit Booking.com auch ein Hotel in einer vernünftigen Preisklasse.
Ab Disentis kennen wir die Strasse bereits, sind wir doch im Frühling vom Operalppass herkommend in die gleiche Richtung gefahren. Am frühen Nachmittag (15;30 Uhr) kommen wir beim Hotel an, parkieren die Motorräder in der Einstellhalle (nachdem wir endlich entdecken wie sich das Tor öffnen lässt) und ziehen uns frische Kleider an (nach der Dusche). Zu Fuss erkunden wir noch was Flims so zu bieten hat. Dominiqe verspürt absolut keinen Hunger und will auf ein Abendessen verzichten. Unter diesen Umständen habe ich auch keine Lust auf ein Gala Dinner und so kaufe ich beim Coop zwei Mütschli, ein wenig Fleischkäse, Cola und Mineralwasser. Dieses köstliche Mahl verspeise ich an der Sonne sitzend auf der Terrasse, die zum Zimmer gehört.
Am Abend lese ich online, dass an diesem Nachmittag ein Flugzeug auf der Tessiner Seite des Nufenpasses abgestürzt und die Strasse gesperrt ist. Wer weiss, ohne Planäderung am gestrigen Tage hätten wir eventuell heute die Route komplett ändern müssen.

Ulrichen 1351 m.ü. M
Impressionen von Ulrichen Aufgenommen bei Volg, Ulrichen Aufgenommen bei Volg, Ulrichen
Nufenenpass 2478 m.ü. M
Vater & Sohn auf dem Nufenen Nufenen Bergrestaurant
Dalpe - Gribbio (1300 m.ü. M) - Chironico
Strasse in Grippio Eine Pause auf einer einsamen Strasse Nur ja kein rasender Gegenverkehr
Lukmanierpass 1914 m.ü. M
Nur eine handvoll Motorräder Lai da Sontga Maria Restaurant auf Lukmanier
Flims 1115 m.ü. M
Altes Haus in Flims, Volg im Erdgeschoss! Spiegelnde Tannen im Caumasee Caumasee mit Bootssteg
Route von Crans-Montana nach Flims
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