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Derendingen - Crans-Montana

10.09.2018

Endlich, es ist Montag, der 10. September 2018. Heute beginnt unsere herbstliche Motorradtour. Mein Motorrad kann ich um 8 Uhr bei Babst Motos abholen. Dominique will um halb neun bei uns in Derendingen sein. Ganz klar, ich bin bereits vor 8 Uhr in Selzach. Die HONDA NC 750 SD Dual Clutch ABS ist fahrbereit. Noch schnell den Mietvertrag ausfüllen und den Mietpreis bezahlen und schon schwinge ich mich in den Sattel und fahre nach Derendingen. Sobald Dominique kommt gibt es als Muntermacher noch einen Kaffee und zur Stärkung ein Gipfeli. Leider hat es auf der A1 wieder einmal etwas gar viel Stau und Dominique verspätet sich um 15 Minuten. Spielt aber gar keine Rolle. Wir haben Ferien und lassen uns nicht stressen. Gemütlich sitzen wir auf der Terrasse und geniessen die warme Herbstsonne. Anita muss uns um 9 Uhr verlassen, da es seinen Vater besuchen will. Wir bleiben noch 15 Minuten in den bequemen Stühlen bevor wir für ein paar Stunden auf dem Töffsattel sitzen werden. Mit wenig "Verspätung" fahren wir los. Die Route führt uns via Kirchberg, Rubigen, Kirchdorf, Uetigen, Oberwil i S., Zweisimmen, Gstaad bis auf den Col Du Pillon wo wir kurz vor 12 Uhr eintreffen. Eigentlich wollte ich schon im Simmental eine Pause machen. Oder später in Gstaad. Aber immer habe ich mir gesagt, es ist nicht mehr weit und auf dem Pass halten wir auf jeden Fall an. Nun ist also Zeit für eine kleine Mittagspause und um einige Fotos zu schiessen. Wir leisten uns einen Kaffee und verzichten auf ein Mittagessen. Beide verspüren wir keinen Hunger. Nur der Hunger nach neuen Passstrassen treibt uns an. Der nächste Pass ist auch nicht sehr weit. Nach weniger als einer halben Stunde Fahrt stoppen wir auf dem Col de la Croix. Am Rande eines grossen, trostlosen Parkplatzes, der zudem zur Hälfte belegt ist von alten Seilbahnmasten, steht eine kleine Hütte mit einer Gartenwirtschaft. Eigentlich sage ich zu einem guten Kaffee nie nein, aber wir sind ja nicht auf einer Kaffeefahrt sondern wollen eine Motorradtour machen. Aus diesem Grunde lassen wir das Restaurant links liegen und klettern einen kleinen Hügel hinauf. Von ganz oben haben wir eine schöne Aussicht auf die Strasse, die talwärts führt. Drei Gipsfiguren, die auf einem Brett montiert sind, sollen wohl daran erinnern, dass hier in der abgelegenen Bergwelt Wölfe ihr Zuhause haben.
Auf der Route de Gryon fahren wir ins Tal nach Bex und anschliessen durch Martigny. In Sembrancher biegen wir ab und folgen dem Wegweiser nach Verbier wo wir unsere Motorräder am Rande des "Route de Verbier Station 63 Parking" am Nachmittag um 14:30 Uhr abstellen. Eine kleine Pause haben wir uns nun verdient. Eine Pause um die Beine zu lockern. Ich bin es leider nicht mehr gewohnt mehrere Stunden mit angewinkelten Beinen auf einem Hobel zu sitzen. Nach einigen Schritten sind die eingerosteten Knochen und Muskeln aber immer wieder erholt. In der Zeit kann ich auch einige Fotos schiessen um anschliessend in einem Gartenrestaurant ein Getränk zu konsumieren. Laut Tagesplanung wäre nun nur noch die Fahrt bis La Tzoumaz vorgesehen. Wir beschliessen, die heutige Tagesetappe abzuändern und die Besichtigung des Unterirdischen Sees in St. Leonhard ins heutige Programm aufzunehmen. Nun suchen wir mit Booking.com noch ein Hotel in der Nähe des Sees. Das Angebot an freien Zimmern ist sehr, sehr dürftig. In Crans-Montana werden wir aber fündig und buchen zwei Zimmer im Hotel La Prairie.
Die Strasse von Verbier nach La Tzoumaz ist eng und zum Teil mit Splitter bestreut. Gleitschirmpiloten starten von den Hängen am Strassenrand. Kurz müssen wir anhalten, da einer der Hobbypiloten seinen Gleitschirm auf der Strasse ausgebreitet hat. Hastig faltet er den Schirm zusammen um die Strasse frei zu geben. Bald haben wir den höchsten Punkt erreicht und sind ganz überrascht hier oben ein Flugzeug zu sehen. Während wir einige Fotos auf diesem Pass und von dem Flugzeug machen schwirrt ein Helikopter im Tiefflug über unsere Köpfe hinweg. Da wir fast instinktiv den Kopf einziehen kann ich leider nicht erkennen von welcher Fluggesellschaft der Helikopter ist. Auf Grund der Lackierung vermute ich, dass es ein Tiefflieger von Heli-Alpes SA ist. Dies ist eine Luftfahrschule aus Sion. Die Strasse bis La Tzoumaz ist nun fast nur noch eine Schotterstrecke und zwingt uns mit unseren Strassenmaschinen gemächlich in die Kurven zu fahren. Nach der kleinen Ortschaft ist aber wieder eine gut asphaltierte Strasse unter den Rädern. Nun können und wollen wir die Serpentinen wieder etwas schneller angehen.
In Saint-Leonhard ist der Weg zum unterirdischen See gut markiert und einfach zu finden. Die nächste Bootstour ist erst um 17:00 Uhr. Die Wartezeit (40 Minuten) verbringen wir im Gartenrestaurant mit Blick auf die Walliser Rebberge. Wir sind bald froh über unsere Motorrad-Bekleidung. Obwohl es bereits September ist haben wir im Wallis eine Temperatur von fast 30 Grad C. In der Schutzbekleidung ist es somit etwas gar warm. In der Grotte aber ist die Temperatur das ganze Jahr konstant bei 15 Grad C und wir fühlen uns in unserer Montur (ohne Helm) eigentlich recht wohl. Mit einem grossen Ruderboot werden die Besucher von einem Ende des Sees zum anderen gefahren. Ein Guide gibt die notwendigen Erklärungen auf Französisch, deutsch und englisch ab. Ich bin mir nicht sicher ob es an der Akustik in der Grotte oder an seinem zum Teil starken Akzent liegt (deutsch und englisch) auf jeden Fall verstehe ich nicht alles was der junge Guide von sich gibt.
Um die Qualität des Wassers mit einfachen Mittel und ohne Chemie täglich kontrollieren zu können wird eine einfache, natürliche Methode angewendet. Im See wurden ca. 30 Forellen ausgesetzt. So lange die Forellen gesund und munter sind, ist auch die Wasserqualität gut. Vor rund 15 Jahren war ich das erste Mal auf diesem See. Damals hatte das Wasser eine gelbliche Färbung. Die Farbe stammte von dem Gift, das die Weinbauer auf ihre Reben spritzen. Mit dem Regenwasser gelangte das Gift in den See. Heute aber ist das Wasser klar und nichts mehr erinnert an die Umweltsünden der damaligen Zeit.
Nun liegt nur noch die letzte, kurze Tagesetappe vor uns. Ich habe keine Ahnung wie die Benzinpreise in Crans-Montana sind. Wir beschliessen noch im Tal zu tanken und finden in Sierre eine Coop-Tankstelle. Crans-Montana zu finden ist einfach. Das Hotel zu finden gestaltet sich schon etwas schwieriger. Als GPS-geschädigter Autofahrer bin ich total verwöhnt. Egal ob Strassensperren, falsch abbiegen oder geänderte Verkehrszeichen, mit dem GPS-Gerät findet man fast immer in kürzester Zeit das gewünschte Ziel. Zwei oder drei Mal halten wir am Strassenrand an und orientieren uns neu mit dem Handy. Endlich finden wir das Hotel. Die am Nachmittag reservierten Zimmer sind bezugsbereit und bieten eine schöne Aussicht auf einen Bach, der gesäumt ist von Tannen. Nun aber unter die Dusche und frische Kleider anziehen bevor wir uns zum Abendessen wieder treffen. Nur wenige Gäste sind im Speisesaal und wir werden schnell und freundlich bedient. Im Saal bei der Lobby finden wir einen Billardtisch. Dominique spielt nach seinen eigenen Aussagen des Öfteren, ich habe sicherlich seit 20 Jahren nicht mehr gespielt. Das letzte Mal war wohl im Seminarhotel in Magglingen, wo ich einen Management-Kurs der damaligen PTT besuchen konnte. Es überrascht mich nicht, dass ich im ersten Spiel sang- und klanglos unter gehe und Dominique den Sieg feiert. Im zweiten Spiel gewinne ich. Nicht weil ich viel besser spiele als im Ersten, sondern weil Dominique den Schongang einlegt. Der erste Tag neigt sich nun dem Ende zu. Wir haben den ursprünglichen Reiseplan bereits geändert, sind weiter und länger gefahren und haben somit zwei Etappen des nächsten Tages schon absolviert. Spielt keine Rolle, der Tourenplan ist ja nicht in Stein gemeisselt sondern nur als Richtschnur gedacht.

Col du Pillon 1546 m.ü. M
Ideales Wetter für eine Motorradtour Restaurant auf Col Du Pillon Dominique, natürlich mit Handy
Col de la Croix 1778 m.ü. M
Kleines Beizli Kurven, Kurven, Kurven Wölfe auf dem Col de la Croix
Verbier 1490 m.ü. M
Blick auf den Croix de Ceur Blick auf Bec de la Montau Idealer Ort für eine Pause
La Croix de Coeur 2174 m.ü. M
Strasse mit viel Rollsplit International Airport La Croix de Coeur! Weg nach La Tzoumaz
Unterirdischer See St. Léonard 507 m.ü. M
Pontonierboote Gespengstisches Licht in der Höhle Die grüne Fee, oder so.
Crans-Montana 1495 m.ü. M
Herrlicher Pool Hotel La Prarie, Honda startbereit Freundliche Begrüssung am Morgen
Route von Derendingen nach Crans-Montana
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