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Beatty

Dienstag, 25. September 2012

Bevor die Sonne aufging hatten wir unsere Koffer gepackt und assen das Frühstück. Auf der Death-Valley-Karte las ich, dass man bei Backland-Fahrten aus Sicherheitsgründen (falls man alleine unterwegs war) bei jemandem die geplante Route hinterlassen solle. Bei einer allfälligen Panne muss man unter Umständen sehr, sehr lange warten bis wieder jemand zufällig vorbei kommt. Eigentlich wollte ich diese Information bei der Hotelrezeption machen. Als ich aber sah mit welchem Widerwillen und Desinteresse die Frau an der Rezeption ihren Job erledigte bzw. eben mehr schlecht als recht erledigte verzichtete ich darauf. Ich sandte Dominique eine SMS und beschrieb welche Route wir nehmen würden und wann wir etwa in Beatty ankommen sollten. Falls wir innert 48 Stunden uns nicht melden würde solle er im Visitorcenter anrufen und uns als vermisst melden. Dies nur zur Sicherheit, denn ich war überzeugt, dass nichts geschehen würde. Wir hatten ein gutes Fahrzeug (Jeep 4x4) und zudem mithilfe von TomTom und der Karte sollte gar nichts passieren.
Wir verliessen Lone Pine und bogen nach etwa 40 Kilometer von der Hauptstrasse ab auf die Salina Road. Der erste Teil war nicht unbedingt spannend, da die Strasse meist gerade verlief und die Strasse (Kiesstrasse) in recht gutem Zustand war. Lee Flat war, wie es der Name sagt, eine flache Ebene. Rechts und links der Strasse sah man tausende von Kakteen.
Beginn Salina Road Lee Flat
Bald schon bogen wir ab auf die Hunter Montain Road und nun gab es bereits die eine oder andere Stelle wo der 4-Rad-Antrieb gefordert wurde. Immer höher und höher führte uns die Strasse in die Berge. Die Vegetation war nun total anders. Zuvor waren Steine, Sannd und Kakteen, die das Bild prägten. Nun aber in den Bergen wollte man fast nicht mehr glauben im Death Valley zu sein. Grüne Büsche, Bäume und ein kleiner Bach säumten den Weg. Vögel zwitscherten auf den Ästen, Wüstenmäuse huschten über die Strasse und etwas später sahen wir gar einen Viehzaun, der die Strasse abgrenzte. Allerdings sahen wir kein Vieh und schon gar keine Menschen. Bald einmal meldete sich die sanfte Stimme von TomTom und wies uns darauf hin, dass demnächst eine Abzweigung kommen würde. Auf dem Bildschirm von TomTom war deutlich zu sehen, dass bei der Verzweigung die linke Strasse zu nehmen sei. Die Distanz bis Teakettle wurde ebenfalls signalisiert und so zweifelte ich nicht an der Zuverlässigkeit des elektronischen Helfers. Die Strasse sah zwar sehr wenig befahren aus, aber da nun auch kein Viehzaun mehr zu sehen war, dachte ich, sicherlich fahren hier niemals Rancharbeiter durch. Steil ging die Strasse nun in ein Tal hinab um auf der anderen Seite fast so steil wieder in die Höhe zu führen. Nach etwa 40 Minuten (ca 5.5 Meilen) war auf einmal die Strasse zu Ende. Wrong Way, konnte man da bloss sagen, die Karte in die Hand nehmen und schauen, wo TomTom uns in die Irre geführt hatte. Na klar, ganz am Anfang, bei der letzten Abzweigung. Gemäss der Karte war der Weg nämlich eine Sackgasse. Leider war zu Beginn davon nichts signalisiert. Da wo es zuvor steil nach unten ging mussten wir nun wieder hinauf fahren. Hinab zu fahren war recht einfach, die Räder drehten dabei nicht einmal durch. Aber nun wieder hinauf forderte von unsrerem Jeep das Letzte. Mit Vierradantrieb und Differentialsperre schafften wir es die 30 prozentige Steigung zu erklimmen. Obwohl es im Death Valley wohl heiss ist aber zugleich die Luftfeuchtigkeit sehr tief ist, schwitzt man normalerweise nicht. Nun aber klebte mir das Hemd am Rücken leicht an. Bei der Abzweigung angekommen hiess uns TomTom schon bald wieder zu wenden und noch einmal in die Sackgasse zu fahren. Wir ignorierten diese Aufforderung und bald schon errechntete TomTom aufgrund der neuen Position den Weg zur Teakettle Junction aufs Neue. Und fand, nur etwa 100 Meter nach der Verzweigung die neue Route und errechnete auch die Ankunftszeit neu. Bevor wir uns verfahren hatten, waren wir entgegen der errechneten Zeit fast 40 Minuten im Vorsprung gewesen. Nun waren wir etwa 1 Stunde im Rückstand zu unserer Planung.
Grüne Oase in den Bergen Hunter Montain Road
South Pass GPS führte uns auf den falschen Weg
Aber noch immer hatten wir genügend Zeit um unser Ziel zu erreichen. Ulida Flat und Hidden Valley waren nun fahrerisch keine grosse Herausvorderung mehr. Einzig auf spitze Steine oder kleine Felsbrocken oder grosse Löcher in der Strasse musste man acht geben. Am Ende des Hidden Valleys sahen wir am Wegrand eine gelbe Verkehrstafel. Warnung: Tiefer Sand. Auf der Strasse war aber auch zu sehen, dass vom Unwetter einige Tage zuvor auch noch etwas Wasser vorhanden war. Langsam fuhr ich auf die Sandpiste. Die Lenkung fühlte sich gleich schwammig an. Aber nicht so, wie normalerweise, wenn man durch Sand fährt sondern eher so als ob man durch Sumpf fahren würde. Und tatsächlich, der Sand war nass und das Auto sank langsam ein. Ich stoppte und versuchte, in der eigenen Spur rückwärts wieder auf trockenen Boden zu kommen. Nun sank aber auch der hintere Teil des Autos ein und ich sah uns schon im Treibsand versinken. Mit viel Kraft und schlenkenden Bewegung schaffte ich es das Auto wieder auf trockenen Grund zu bringen. Allerdings klebte der nasse Sand nun an der Karosserie da die durchdrehenden Räder die Pappe hoch in die Luft schleuderte. Rechts der Strasse war eine alte Strasse, die aber durch Signalisationstafeln versperrt war. Links der Strasse war keine eigentliche Strasse aber Spuren im Sand zeigten an, dass hier bereits einmal ein Auto (odere mehrere) durchfuhr. Also mithilfe des Geländeganges die Böschung hinauf fahren und (verbotener Weise) etwa 500 Meter Offroad fahren. Na ja, richtig Offroad war es eigentlich nicht, war doch diese Ersatzstrasse in viel besserem Zustand als die offizielle Strasse. Wenige Minuten später konnten wir wieder die normale Strasse fahren. Etwa 4 Meilen später erreichten wir Teakettle Junction. An dieser lustigen Wegkreuzung sahen wir nun auch endlich wieder andere Menschen. Ein junges Paar aus Italien mit Cross-Motobikes machte hier einen Rast um Fotos zu schiessen. Nach einigen Schnappschüssen fuhren auch wir weiter zum Racetrack Place. Auf diesem ausgetrockneten See bewegen sich, wie von Geisterhand bewegt, die Steine über den Sand. Nur eine Schleiffspur im Sand zeigt welche Strecke die Steine zurück gelegt hatten. Bei feuchter Witterung (was sehr selten vorkommt) darf man den See nicht betreten, da die Fussspuren jahrelang erhalten bleiben. Und wäre der Seegrund übersäht mit Spuren würde er ja nicht mehr "unberührt" aussehen.
Ulida Flat Kein Fluss, Strasse unter Wasser
Nun machten wir uns an das letzte Teilstück unseres Weges des heutigen Tages. Zuerst fuhren wir zum Ubehebekrater. Der Vulkan machte zum Glück nicht den Anschein als ob in der nächsten Zeit Feuer, Lava und Steine in den Himmel gefeuert würden. So konnten wir seelenruhig Fotos vom Kratergrund machen. Via Scottys Castle wolten wir nun nach Beatty ins Stagecoach Hotel fahren. Wie es leider so üblich is in Amerika wird eine geschlossene, gesperrte Strasse nicht bei der letzten Verzweigung signalisiert sondern erst an der Stelle wo man dann wirklich umkehren muss. Dasselbe habe ich auch schon in der Nähe von Sedona erlebt und war nun nicht überrascht, dass wir die ganze Strecke bis Scottys Junction zurück fahren mussten. Und so sahen wir bei Scotty Castle Sperrbaken quer über der Strasse und mussten wenden und zurück bis Scotty Junction fahren. Als wir endlich wieder die Kreuzung erreichten, teile uns TomTom mit, dass der alternative Weg nur etwa 15 Minuten länger sei als der ursprünglich geplante. Müde und durchgeschüttelt aber zufrieden schleppten wir in Beatty unsere Koffer ins Zimmer. Douchen und frische, saubere Kleider anziehen und schon fühlten wir uns wieder wie zivilisierte Menschen. Nun noch eine Kleinigkeit essen und dann - schlafen. Anita machte dies auch genau so, ich aber kaufte mich noch in ein Pokerturnier ein und versuchte mit Pokerface und Bluff die Reisekasse aufzubesseren.
Von Lone Pine nach Beatty via Salina Road, Teakettle Junction und Ubehebe Crater
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