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Andermatt - Derendingen

16. Juni 2018
Der letzte Tag unserer Reise ist angebrochen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so überrascht es nicht, dass wir bereits um 07:30 Uhr wieder im Frühstückssaal anzutreffen sind. Der Kaffee (Cappuccino für Dominique) ist sehr gut. Das Abendessen von gestern liegt wohl noch beiden im Magen. Entsprechend klein ist die Portion die wir nun am Morgen verdrücken. Langsam aber sicher haben wir grosse Routine mit dem Packen. Von Tag zu Tag werden wir schneller. Nur wenige Minuten muss ich warten bis auch Dominique bereit ist. Damit will ich nicht sagen, dass er langsam ist. Er hat an der Rezeption noch ausgecheckt und die Rechnung bezahlt. So früh am Morgen waren wir noch gar nie unterwegs. Die Strasse auf den Furkapass gehört fast uns alleine. Am Morgen ist es in den Bergen immer ein wenig kühl. Die dickeren Handschuhe zu tragen macht auf jeden Fall Sinn. Die Fahrt über den Furkapass ist immer eine Reise wert. Kaum haben wir die Serpentinen des Furkapasses hinter uns beginnt schon der Aufstieg auf den Grimselpass. Einmal auf der Passhöhe angekommen, parkieren wir die Motorräder und sitzen auf die Terrasse beim Berghotel. Auf der anderen Strassenseite ist der Murmeltier Park. Ohne jede Regung sitzt ein Murmeltier bei einem grossen Stein und beobachtet wachsam die Umgebung. Es ist quasi der Wächter der Kolonie, der die anderen Tiere vor möglichen Feinden warnen soll. Nun, da in Halbgefangenschaft, immer unter Beobachtung der Touristen hat das Tier sich sicherlich schon an Menschen gewöhnt und betrachtet diese (leider) nicht mehr als Gefahr. Kollegen von Dominique sind aus dem Aargau unterwegs um ebenfalls über den Grimselpass zu fahren. Bis zu deren Eintreffen würde es aber sicher noch fast eine Stunde dauern. Wir verzichten darauf so lange zu warten, knipsen noch ein paar Fotos und setzten unsere Fahrt fort in Richtung Innertkirchen.
Gestern wurde der Sustenpass für den Verkehr frei gegeben. Frei bedeutet, dass der Schnee von den Strassen geräumt ist und Erdrutsche der letzten Monate die Strasse nicht mehr blockieren. Trotzdem ist an zwei Stellen die Strasse halb verschüttet. Eine kleine Lawine hat die linke Strassenseite zugedeckt und an einer anderen Stelle liegt Sand und Geröll eines Erdrutsches auf der Strasse. Der Parkplatz auf der Passhöhe ist frei von Schnee. Die seitlichen Schneemauern sind aber noch gut mannshoch. OK, nicht überall oder auf jeder Seite des Platzes. Hinter dem Grimselhospiz sind bereits grüne Wiesen zu sehen. So betrachtet, muss man sich fragen ob der Pass nicht eine oder zwei Wochen früher hätte eröffnet werden können. Spielt keine Rolle. Für uns stimmt das Timing.

Wir fahren talwärts, passieren Erstfeld und auch Schattdorf haben wir bereits fast durchfahren. Ich vermisse einen Wegweiser der zum Klausenpass zeigt. Habe ich mich verfahren? Unsicher geworden halte ich auf einem kleinen Platz an um mittels Google Map den richtigen Weg zu finden. OK, alles in Ordnung. Noch sind wir auf der richtigen Strasse. Keine 300 Meter später sehen wir den Wegweiser zum Klausenpass. Bald schon haben wir in Altdorf den Kreisel erreicht und biegen rechts ab. Vor uns ist eine kleine Autokolonne, die durch einen Traktor mit Viehanhänger aufgehalten wird. Die Strasse ist kurvenreich, zum Teil unübersichtlich und zum Teil mit einer Sicherheitslinie versehen. Überholen nicht unbedingt sehr einfach. Der Traktor knattert mit einer Geschwindigkeit von 15 oder 20km/h den Berg hinauf. Als ich bemerke, dass vor uns keiner versucht das landwirtschaftliche Gefährt zu überholen, überhole ich Auto um Auto inklusive Motorradfahrer. Dominique folgt mir, wann immer es geht, jeweils sofort. Sofern er kann. Ich habe nicht bemerkt, dass ich nach dem Überholen jeweils wenig Platz für ihn lasse. So muss er immer warten, bis ich wieder ein Auto mehr überholt habe. Ein Fahrer in einem Renaultkastenwagen hat das Gefühl, wenn er schon nicht überholen kann dürfen dies andere auch nicht. Ich schlüpfe noch problemlos bei ihm vorbei (Überraschungsmoment) bei Dominique versucht er aber zu blockieren. Was soll das? Erstens bringt es ihm nichts und zweitens bringt er bloss andere in Gefahr. Doch Dominique lässt sich nicht aufhalten und braust bei der nächsten Gelegenheit an ihm vorbei. Bald haben wir die Kolonne überholt und brausen die Strasse zum Klausenpass hinauf. Brausen? Nicht unbedingt. Erstens sind wir vernünftige Fahrer und zweitens werden wir immer wieder durch Rotlichtsignale bei Baustellen eingebremst. Richtig zur Mittagszeit treffen wir auf dem Klausenpass ein. Zum Mittagessen? Nein, grossen Hunger verspüren wir nicht. Bloss ein Getränk und ein kleines Häpchen, sprich einen Mandelgipfel konsumieren wir auf der Terrasse des Restaurants.
Noch einmal geniessen wir die Serpentinen vom Klausenpass runter nach Spiringen. Es sind fast die letzten unserer Reise. Bei Linthal erwarten uns noch 8 Spitzkehren und später noch 2, 3 harmlose Kurven am Hirzel.
1917 wurde im SRF die Krimiserie Wilder ausgestrahlt die im fiktiven Berner Ort Oberwies handelt. In Wirklichkeit wurde aber in Urnerboden gedreht. Heute ist aber nichts von einem Krimi oder von Filmleuten zu sehen und so lassen wir Urnerboden Urnerboden sein und achten lieber auf die Strasse vor uns. Ganz alleine gehört die Strasse nicht uns. Wir fahren durch eine offene Vieweide. Einzelne Kühe grasen am Strassenrand, andere überqueren, ohne nach rechts oder links zu schauen, die Strasse. Direkt vor uns steht eine Kuh mitten auf der Fahrbahn und macht keine Anstalten die Strasse frei zu geben. Langsam, um die Kuh nicht zu erschrecken, umfahren wir diese.
In Näfels gebe ich Dominique ein Zeichen und halte bei einer Tankstelle an. An einem Wochenende durch Altendorf, Pfäffikon und Freienbach zu fahren macht wirklich keinen Spass und so werden wir in Niederurnen auf die Autobahn wechseln. Der Fahrtwind auf der Autobahn ist etwas angenehmer als bei dieser Hitze (27 Grad C) im Stau zu stehen. Vorher aber will ich noch auftanken. Das lange Sitzen auf einem Motorrad bin ich nicht mehr so gewohnt und deshalb jeweils froh, wenn ich die Beine ein wenig bewegen kann. Auf der Autobahn fahren wir nicht sehr lange. Bereits in Wädenswil verlassen wir diese wieder. Wir wollen als letzten "Pass" über den Hirzel fahren. Zwischen Hirzel und Sihlbrugg stehen wir wieder im Stau. Wegen einer längeren Baustelle ist die Strasse nur einspurig befahrbar. Der Verkehr wird mittels Verkehrsampel geregelt. Nach Sihlbrugg benutzen wir wieder die Autobahn. Bei der Raststätte Luzern-Neuenkirch folgt die nächste Pause. Während wir Fuse Tea trinken kündigen wir unsere Ankunft in Derendingen auf etwa 16:30 bis 17:00 Uhr an. Bei Sursee verlassen wir die Autobahn um das letzte Stück des Weges auf Landstrassen zu verbringen. Vorbei am Mauensee und durch Gettnau fahren wir bis nach Huttwil. Nun bin ich in einer Gegend die ich eigentlich sehr gut kenne, bin ich doch vor etwa 30 Jahren in Huttwil im Militärdienst gewesen. Ich weiss, dass nach Huttwil in Kleindietwil die Strasse links abzweigt. In den letzten 30 Jahren hat jedoch einiges geändert. Eine Abzweigung finde ich wohl. Allerdings ist dies eine neuere, etwa 200 Meter vor der Abzweigung nach Leimiswil. Bald schon kommt am Strassenrand eine Ortstafel "Affoltern i/Emmental" und mir wird bewusst, dass nun der Weg nach Hause um ein paar Kilometer verlängert wird. Es folgen die Ortschaften Rüegsbach, Hasle b Burgdorf, Oberburg, Burgdorf, Kirchberg und Kriegstetten. Kurz vor 17:00 Uhr fahren wir zu Hause auf den Parkplatz, freudig begrüsst von Sandras vier Hunden. Sandra und Anita begrüssen uns natürlich auch freudig. Nur Simba und Hillary haben sich hinter dem Hause versteckt.
Fazit der Töfftour: Es war toll, hat Spass genmacht und ich hoffe Dominique konnte die Reise auch geniessen, obwohl ich einige Kurven etwas langsamer angegangen bin als er das gemacht hätte. Wenn alles klappt, werden wir im September eine zweite Tour unter die Räder nehmen.
Furkapass
Ortstafel "Furkapass" leider total zugeklebt Schneeräumungsmaschinen sind noch bereit Nur wenig Verkehr auf der Furka (2'431 m ü M.)
Grimselpass
Berghotel Grimsel (2'164 m ü. M.) Schon etwas in die Jahre gekommen (das Motorrad) Murmeltier Park
Sustenpass
Badesee auf Sustenpass (2'224 m ü. M.) Strasse ist schneefrei Dominique friert beim Amblick der Schneemauer
Klausenpass
Restaurant Klausen Passhöhe (1'948 m ü. M.) Bereit für die letzten Serpentinen Glarus, Schweiz, Uri
Route von Andermatt nach Derendingen
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