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Derendingen - Tiefencastel

13. Juni 2018
Alles ist fein säuberlich und so klein wie möglich verpackt. Alles? Na ja, viele Kleider nehmen wir nicht mit. Ein Paar Jeans, T-Shirts und Wäsche für 4 Tage, Turnschuhe und Toilettenartikel. Ach ja, natürlich noch ein Regenkombi, warme Motorradhandschuhe und ein Fotoapparat. Dominique hat seine Sachen in den zwei Seitenkoffern verstaut. Mangels dieser praktischen Einrichtung bei meinem Mietmotorrad habe ich alles in einem Rucksack verstaut, den ich auf dem Soziussitz mit Gummizügen festzurre.
Wir sind bereit zum Fahren und studieren im 30-Minuten-Takt die Radarkarte mit den Regenwolken. Im Moment giesst es wie aus Kübeln. Heute zu fahren ist kein Muss aber es juckt uns beide. Für Donnerstag, Freitag und Samstag sind die Wetterprognosen hervorragend, am Sonntag jedoch soll es wieder regnen. Gemäss Wetterradar soll es bis am Mittag trocken werden. Als Zeitvertrieb spielen wir "Jöckerlen", auch bekannt als Romme. Wir spielen nach unseren Hausregeln, das heisst, man darf auslegen sobald man 42 Punkte oder mehr legt oder in einem Zug alle 13 Karten ablegt. Gezählt werden die Punkte, die der jeweilige Verlierer noch in der Hand hält. Sieger ist, wer am Ende der Punkteliste am wenigsten Punkte hat. Wir spielen - wir prüfen den Wetterradar - wir spielen. Nach der zweiten Vollrunde sieht es gemäss Regenradar schon fast gut aus. Noch fällt wenig Regen (so wenig, dass das Regenkombi nicht mehr zwingend notwendigsein wird) und die Wolken ziehen langsam von Ost nach West. Wenn wir jetzt losfahren, sollten wir innert 10 Minuten ausserhalb des Regengebietes sein.
Es ist 13:30 Uhr und wir starten unsere Maschinen (gefilmt von Anita). Das erste Teilstück (bis Göschenen) fahren wir auf der Autobahn. Die 10 Minutenmarke haben wir hinter uns gelassen und noch immer fällt Wasser aus den Wolken. Nach Oensingen wird es aber trocken, auch wenn weiterhin der Himmel wolkenbedeckt ist. In flotter Fahrt (innerhalb der Geschwindigkeitslimite) wechseln wir von der A1 auf die A2. Vorbei an Dagmarsellen und Sursee. Nun öffnen sich wieder die Himmelsschleusen und so halten wir auf dem Rastplatz Luzern-Neuenkirch an um in die Regenkombi zu schlüpfen. Es regnet und regnet und regnet. Nur im 9 Kilometer langen Seelisbergtunnel werden wir Regen verschont. In Andermatt sieht das Wetter endlich ein wenig besser aus und wir wollen eine kleine Kaffee-Pause machen. Allerdings sind alle Gartenrestaurants geschlossen oder sehen sonst Fall total verwaist aus. Ist doch kein Grund zum traurig sein. Noch 20 Minuten Fahrt bis zum Oberalppass und da wird es auf jeden Fall eine Pause geben. 20 Minuten Fahrt? Dies gilt allerdings nur, wenn die Sicht gut ist und man die nächste Kurve sehen kann. Es regnet nicht mehr aus den Wolken aber wir fahren mitten durch die Wolken hindurch. Manchmal fast im Schritttempo versuche ich den Weg auf den Pass zu finden. Das Wasser in der Luft bleibt am Visier des Helmes haften. Mit der Hand versuche ich das Visier zu reinigen um nicht auch noch so eine Sichtbeeinträchtigung zu haben. Ein fast unmögliches Unterfangen. Endlich erreichen wir die Passhöhe und begeben uns in das Restaurant. Eine heisse Schokolade für Dominique und ein Kaffee für mich hilft gegen die Kälte. Der späte Start und die schlechte Sicht haben unser geplantes Tagesprogramm durcheinander gebracht. Es ist bereits halb fünf. Frühestens in 2 1/2 bis 3 Stunden könnten wir auf dem Flüelapass sein. Dazu müssten aber die Strassenverhältnisse OK sein. Der Wetterradar zeigt weitere schwere Regenfälle in der Gegend von Davos an. Wir ändern das Programm ab und beschliessen nur noch bis Tiefencastel zu fahren. Auf Booking.com finden wir ein Hotel mit zwei freien Einzelzimmer. Aufgewärmt und mit neuer Energie geladen schiessen wir vor dem Restaurant noch einige Fotos. Zum Beispiel vom Leuchtturm auf dem Oberalppass, der wohl die Gebirgsmarine sicher in den Hafen führen soll.
Die Passstrasse, mit einigen engen 180-Grad--Kurven haben wir in weniger als 10 Minuten hinter uns gelassen. Nur wenige Dörfer sind in dem engen Tal. Disentis/Muster, Somvix, Truns und Ilanz sind jeweils nicht ganz so kleine Ortschaften. In Reichenau biegen wir rechts ab und fahren Richtung Thusis und anschliessen auf der Albulastrasse bis Tiefencastel. Das Hotel zu finden ist wahrlich kein Kunststück. Es ist gleich das erste Gebäude im kleinen Ort, wenn man von der Julierstrasse abzweigt. Wir beziehen die Zimmer, machen uns etwas frisch und besichtigen anschliessend das kleine Dorf mit der grossen Kirche.
Das Nachtessen nehmen wir im zum Hotel gehöhrenden Restaurant ein. Es hätte bloss eine andere Möglichkeit gegeben, im Restaurant des zweiten Hotels im Dorf. Dominique wählt Spargeln mit Rohschinken und als Vorspeise Capuns, eine Bündner Spezialität. Ich entscheide mich für Saltimbocca mit Risotto. Die Capuns teilen wir uns, so dass nun beide wissen wie diese Bündner Spezialität schmeckt.
Das kalte Wetter und die Fahrt im Nebel hat uns alles abverlangt. Entsprechend sind wir müde, verzichten auf einen Abstecher in eine Bar (es gibt gar keine in Tiefencastel) und gehen bald zu Bett.
Oberalppass
Leuchturm auf dem Oberalppass (2'044 m ü. M.) Das Wasser scheint kalt zu sein Dominique zieht sich warm an
Tiefencastel
Kunstwerk im Kreisel Kirche von Tiefencastel Blick von der Kirchmauer
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