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Titus Canyon

Donnerstag, 13.Oktober 2016

Nach einer kurzen Nachtruhe stärken wir uns mit einem Frühstück am Buffet des Fremont "Hotel and Casino". Rührei, Speck, Schinken, Toast, Butter, Konfitüre, Orangensaft und Kaffee bringen unsere Lebensgeister wieder in Schwung. Etwa um 08:00 Uhr verlassen wir Las Vegas und fahren Richtung Beatty. Zuerst besteht die Strasse aus 6 Spuren, knapp ausserhalb Las Vegas reduzieren sich dies dann auf 4 Spuren bis endlich in der Abgeschiedenheit und Einsamkeit der Wüste nur noch eine 2-spurige Strasse mit Gegenverkehr uns immer näher zum ersten Etappenziel bringt. Unterwegs sehen wir noch eine Reklamentafel die in unseren Augen nur wenig Sinn macht. "Next Burger King, 2 1/2 Hours. Zum Glück haben wir keine Lust auf einen Burger. Im GPS-Lisi habe ich als Ziel Titus Canyon programmiert. Logischerweise heisst uns das liebe GPS-Lisi kurz vor Beatty links abzubiegen und zur 374 zu fahren. GPS-Lisi weiss nichts von unserer Absicht in Beatty Wasser zu kaufen und - was im Moment noch viel dringender ist - einen Pippihalt einzulegen. Zum Glück kennen wir Beatty bereits und ignorieren Lisis Stimme die uns um das kleine Städtchen führen will. Fast auf direktem Weg steuern wir das Stagecoach Casino an wo wir unsere Bedürfnisse abdecken können. Nebst Wasser kaufen wir noch Cola Zero und kleines Säcklein mit Salzgebäck.
Bald sind wir wieder auf der, nach Lisi, richtigen Strasse Nr 374. Die Abzweigung zum Titus Canyon ist signalisiert. GPS-Lisi befiehlt uns noch 120 Meter weiter zu fahren. Aus Erfahrung wissen wir, dass das GPS in der Wüste nicht immer die Realität kennt und so verlassen wir uns lieber auf die örtliche Signalisation. Gleich zu Beginn der Schotterstrasse lässt uns eine grosse Bodenwelle erahnen, was uns alles erwarten wird. Nach der Bodenwelle macht die Strasse einen Bogen um einige kleine Bäume und Sträucher. Neben der Stasse sehen wir den Kadaver eines Esels der, aus welchen Gründen auch immer, hier in der Wüste sein Leben verlor. 80 Meter weiter biegen wir in eine andere Strasse ein. Dies ist auch die Strasse die Lisi uns signalisiert hat. OK, Lisi, auch Du hast recht gehabt. Allerdings hat uns die örtliche Signalisation über diese Bodenwellen gezwungen. Wer hier mit dem Wagen unten aufschlägt hat später keine Chance die Strecke zu bewältigen. Test bestanden! Nun sehen wir für einige Meilen eine fast gerade aus verlaufende Schotterstrasse. Im August hatte ein heftiges Unwetter grosse Strecken dieser Strasse weggespült. Nun ist sie wieder repariert aber zum Teil hat man das Gefühl, das Auto würde auf dem weichen Schotter schwimmen. Enger und steiler wird die Strasse. Anita versucht mit der Sony-Cam so viel wie möglich unserer Fahrt einzufangen. Nur wenn ihm die Arme zu müde werden oder der Kopf mehr als einmal ans Dach geknallt wird, legt es die Kamera ab und versucht sich ein wenig festzuhalten. Oben auf dem Red Pass halten wir an und geniessen die Aussicht. Auf einmal sagt Anita zu mir:
"Hörst Du das?"
"Nein, was hörst Du?"
"Nichts".
Hier ist die absolute Stille. Kein Strassenlärm, keine Bäume die im Wind rauschen, keine Menschen (nur wir), keine Tiere. Einfach nichts. Nur Stille.

Stopp auf Red Pass Bike Trail Red Street on Red Pass
Wir geniessen diese Ruhe eine Weile, unterbrechen die Stille nicht einmal mehr mit unseren Worten. Doch auch diese Stille findet ein Ende als wir uns wieder ins Auto setzen, die Türen zuknallen (so leise wie möglich), den Motor starten und die Räder des Autos knirschend durch die Sand- und Steinstrasse rollen. So steil wie die Strasse zum Pass hinauf führt, so steil oder gar noch etwas steiler fahren wir nun ins Tal hinunter. Obwohl ich mittels Automatik-Getriebe nur im 1. Gang fahre muss ich vor den engen Kurven immer die Geschwindigkeit reduzieren. Im Tal gibt es einige Warnschilder. Man soll die alten, verlassenen Minen nicht betreten. Es besteht Einsturzgefahr und in den Minen können sich Gase befinden. "Bewohnbare" Minen sind zudem Lebensraum von Tieren und ich finde es nicht sehr lustig auf Händen und Füssen durch eine Mine zu kriechen und ins Wohnzimmer einer Klapperschlangenfamilie zu gelangen oder einen Kojoten beim Mittagsfrass zu stören.
Downhill from Red Pass Street to Leadfield Up and Down
Im eigentlichen Titus Canyon ragen die Felsen rechts und links der Strasse steil in die Höhe. Zum Glück ist die ganze Strecke als Einbahnstrasse signalisiert. Für Gegenverkehr hat es absolut keinen Platz und in der Enge das Canyons gibt es auch kaum Möglichkeiten um auf die Seite auszuweichen. An einer Stelle jedoch kann man anhalten. Der Fels ist hier ausgewaschen und das Auto hat genügend Platz in der nach vorne offenen Kaverne. Tiere sind zu dieser Tageszeit keine zu sichten. Die Sonne steht fast senkrecht am Himmel und die meisten Tiere in dieser Wüste sind Jäger in der Nacht oder sie sind früh morgens oder in der Abenddämmerung unterwegs. Zu Fuss möchte ich in dieser Tageszeit auch nicht durch den Canyon obwohl viele Teile der engen Schlucht im Schatten sind. Da wir praktisch alleine im Canyon sind und unsere 4Runner keine Probleme mit der Strasse bekundet kommen wir schneller ans Ende des Canyons als erwartet. Vielleicht ist es aber auch weil wir diese Strecke bereits zum zweiten Mal befahren und bereits zuvor viele Fotos schossen.
Kaverne im Tisus Canyon Wo bitte geht es weiter Kurve folgt auf Kurve
Am Ende der Schlucht haben wir einen grossartigen Überblick auf die Weite des Death Valleys. Einige wenige Meilen nur trennen uns von der asphaltierten Scotty's Castle Road. Auf dieser Strasse können wir den 4-Radantrieb wieder ausschalten und im Eco-Drive zum Stovepipe Wells Store fahren. Durch Devils Garden und vorbei an den riesigen Sanddünen erreichen wir nach etwa 30 Minuten dieses Ziel. Im Jahre 1906 wurden hier die ersten Zelte aufgebaut um den Reisenden mit Getränken, Essen und einer Übernachtungsmöglickeit zu dienen. Es gibt ein Restaurant, ein Hotel, einen Store und die Ranger Station wo man auch die Gebühr für den National Park bezahlen kann. Die Station ist allerdings nicht besetzt und so kann und muss man an einem Automaten bezahlen.
Im Restaurant lassen wir uns verköstigen und im Store kaufen wir noch einige Souvenirs und ein T-Shirt. Nun geben wir im GPS-Lisi wieder die Adresse des Fremont Hotels ein. Der kürzeste Weg würde via Beatty nach Las Vegas führen. Diesen Weg kennen wir bereits und deshalb fahren wir nun Richtung Furnace Creek, Badwater und Dantes Peak. Die Strasse zum Scottys Castle ist immer noch geschlossen. Ein starkes Unwetter im Oktober 2015 hat nicht nur die Strasse weggespült, sondern auch grosse Teile der Gebäude überschwemmt und beschädigt. Am späteren Nachmittag sind wir wieder im Hotel und spülen uns unter der Douche den Sand der Wüste aus den Haaren und von der Haut.
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